Jeder kennt ihn, jeder will mal hin, jeder will sich
beweisen, dass er ihn durchstehen kann – der West Highland Way (WHW) ist ein
schottischer Mythos.
Seit 1980 begeben sich jährlich knapp 50.000 Wanderer auf
die 155 km lange Strecke zwischen dem Glasgower Vorort Milngavie und Fort
William.
Um es gleich vorweg zu nehmen: suchst Du Ruhe und Beschaulichkeit
bist Du hier falsch. Du triffst jeden Tag wirklich viele Wanderer, Du wirst sie
alle kennenlernen und Du wirst bei einem Bier Freundschaften schließen – das
ganze vor beeindruckender Highlandkulisse.
Für den WHW muss man zwischen sechs und neun Wandertagen
veranschlagen. Der Weg verläuft immer in Hörweite der Straße von Glasgow nach Fort William. Dies
sorgt fast immer für eine Geräuschkulisse wie man Sie vom Rheinsteig kennt, hat
aber den Vorteil, dass man bei Bedarf immer den Bus nehmen kann.
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es zahlreich: Pubs, B&B,
Hotel, Hostel und natürlich im Zelt. Wer ohne Zelt unterwegs ist, sollte vorreservieren. Am
Loch Lomond darf seit kurzem wegen der Verschmutzung nicht mehr gezeltet
werden, ansonsten darf überall campiert werden. Ach ja- und Gepäcktransport kann man auch noch
buchen.
Die 155 km Wegstrecke ist für alle, die noch nie in
Schottland waren, wirklich spektakulär. Der Weg führt meist Durch die Täler,
nur vom Conic Hill hat man bei gutem Wetter eine wunderschöne Aussicht. Aber
auch vom Tal aus ist einiges geboten. Beeindruckend sind alle Berge auch von
unten. Egal ob Ben Lomond oder die Berge um Crianlarich sind sehenswert.
Der Abschnitt durch das Rannoch Moor ist, auch wenn der Weg
nur den westlichen Ausläufer streift, beeindruckend. Ein Moor hat eine ganz
eigene Stille, die wirkt, wenn man im Hintergrund die Autos mal nicht hört.
Auch wenn der WHW meist durch Täler führt, flach ist er
keineswegs. Jeder der sich überlegt, den Weg zu wandern, sollte etwas Kondition mitbringen.
Der Weg wird viel von Leuten gewandert, die noch nie wandern
waren und sich konditionsfrei einen tonnenschweren Rucksack aufladen. Man sieht
diese Leute an jeder Ecke leiden.
Der Weg ist immer zu finden und verlaufen kann man sich
nicht, eine Karte und einen Kompass sollte man trotzdem dabei haben. Das
schottische Wetter ist unberechenbar und bei urplötzlichem Nebel und einer
Sichtweite von fünf bis zehn Metern, kann man schon mal falsch laufen. Bei
gutem Wetter wird aber Keiner Probleme haben.
Der WHW ist hervorragend von Glasgow mit dem Zug zu
erreichen. Von Fort William kommt man mit dem Bus oder Zug problemlos nach
Glasgow zurück oder nach Edinburgh. Mit dem Caledonian Sleeper geht es auch per
Schlafwagen nach London. Kann oder will man nicht mehr weiterwandern, kann man
fast jederzeit aussteigen. Eine Bushaltestelle gibt es in jedem Örtchen. Essen
oder verdursten muss wegen der vielen Einkehrmöglichkeiten niemand. Supermärkte
gibt es aber nur in Glasgow, Tyndrum, Kinlochleven und Fort William.
Zum größten Teil wandert man auf Forstwegen und der
ehemaligen Militärstraße von General Wade. Im 18. Jahrhundert ließ er sie
erbauen, um Fort William mit Nachschub versorgen zu können. Dies war
erforderlich, um den Rock tragenden Highlandern mal richtig in den Hintern
treten zu können.
Selten wandelt man
auf schmalen Pfaden und ab und an trifft man auf Asphalt (durch die Ortschaften
und am Stadtrand von Glasgow). Am Ufer des Loch Lomond wird das Ganze wegelos
und man hüpft über die Steine am Ufer. Bei schlechtem Wetter gibt es
mittlerweile eine Wegealternative etwas oberhalb des Ufers.
Für wen ist der Weg geeignet?
Für alle, die noch nie in Schottland wandern waren.
Für
alle, die noch nie eine Woche oder länger am Stück wandern waren. Also für alle,
die mit dem Weitwandern beginnen möchten.
Für alle, die wandern möchten, aber
nicht die Einsamkeit und die abgelegenen Orte suchen. Für alle, die keine bis
minimale Kartenlesefähigkeiten haben.
Für alle, die sich schon immer gewundert
haben, warum die Kompassnadel auf einer Seite rot ist.
Für alle, die gerne von
fester Unterkunft zu Unterkunft wandern.
Für alle Whiskeyfans.
Für alle, die
Freunde machen wollen.
Für alle Rosamunde Pilcher Fans.
Für alle, die sich und
anderen beweisen wollen, dass sie echte Highlander sind.
Für wen ist der Weg nicht geeignet?
Für alte Schottland Wanderhasen.
Für erfahrene Wanderer.
Für
alle, die Ruhe und Einsamkeit suchen.
Für alle, die kein Englisch können!
Konditionelle Voraussetzungen
Konditionelle Voraussetzungen
Jeder, der in den deutschen Mittelgebirgen 20 Km in 6 Stunden bei im Schnitt 500 Höhenmetern wandern kann, der kann sich auf dem WHW versuchen. Dies ist unserer Meinung nach die Grundvoraussetzung für ein entspanntes Wandern.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Wandern in Schottland nicht so einfach ist, wie auf den deutschen Premiumwanderwegen. Wer in Deutschland 20 Km in 6 Stunden wandern kann, der schafft in dieser Zeit in Schottland wahrscheinlich nicht mehr als 15 Km! Das ist auf dem WHW aber kein Problem, weil es so viele Etappenorte gibt, dass man den Weg auch in 13 Tagen gehen kann. Auf keinen Fall sollte man sich bei der Etappenlänge übernehmen. Lieber etwas kürzer planen.
Die beiden Links am Ende des Posts (Routenbeschreibungen) bieten auch Höhenprofile.
Wetter
Die beste Reisezeit ist Mai, weil dann in der Regel der Schnee weg ist und es keine oder kaum Moskitos gibt. Die Sommermonate sind wegen der Millionen Moskitos ein Alptraum!
Im September und Oktober kann es in Schottland sehr schön sein. Moskitos sind fast nicht mehr vorhanden, aber die Tage werden schnell kürzer. Nur echte Profis sollten die Wanderung im Winter wagen.
Und wie hat es uns gefallen?
Der West Highland Way war unsere zweite Fernwanderung und unsere erste in Schottland. Der West Highland Way entfachte in uns das Schottlandfieber. In den folgenden Jahren haben wir noch viele Wanderungen in Schottland unternommen. Wir werden auch immer wieder hingehen! Den West Highland Way werden wir aber nicht noch einmal wandern Schottland bietet für geübte Wanderer viel viel schönere Wanderungen.
Nützliche Infos:
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