Das Landhaus Tausendschön in Fischbach ist ein sehr guter
Ausgangspunkt, um das Deutsch-Französische Grenzgebiet im Herbst wandernd zu
erkunden. Die Betreiber sind sehr nett, das Essen ist sehr gut und man fühlt
sich direkt wohl.
Fischbach liegt im Saarbachtal, unweit der französischen
Grenze. Wo man hinblickt, sieht man Wald. Herrlich! Die Seen im Saarbachtal
sind eine Augenweide. Hier möchten wir den Pfalzwoog besonders hervor heben.
Der Internetauftritt Pfalz.de verspricht „Wandern in der
Pfalz: Naturgenuss zwischen Wald und Wein“.
Die Ausweisung des Gebietes als Biosphärenreservat weckt die
Hoffnung auf halbwegs naturbelassene Wälder und schöne Wanderwege.
Machen wir uns nichts vor: natürliche Wälder, gar Urwälder
gibt es dort nicht. Der Pfälzerwald ist ein forstwirtschaftlich angelegter und
ausgebeuteter Wald. Aber auch in einem Forstwald kann man wandern…
Das deutsch-französische Grenzgebiet ist ein wunderschönes
Wandergebiet mit sehr viel Wald, schönen Auen, Flüsschen, Seen, skurrilen
Felsen und spektakulären Burgen. Einzigartig. Wenn da nur nicht…
Über allen Wäldern
knattert beständig die Motorsäge
Ja wenn da nur nicht die intensive forstwirtschaftliche
Nutzung wäre.
Wir erlebten keinen Tag dort ohne das pausenlose knattern
der Motorsäge. Egal wo man ist, auf der deutschen und auch der französischen
Seite überall wird kräftig gesägt und gefällt. Es gibt fast keine ruhigen Flecken. Das ständige
Hintergrundrauschen ist etwa genauso stressig auf Dauer wie das Rauschen einer
Autobahn im Hintergrund. Der Forst sperrt wegen der Baumfällungen ganze Wege
ab.
Manchmal weist er eine Umleitung aus, manchmal ist einfach abgesperrt.
Ärgerlich ist das, wenn man schon 15 km gewandert ist und für den Rückweg durch
das gesperrte Gebiet müsste. Oft bleibt nur die Rückkehr auf dem gleichen Weg.
Kahlschlag- die
hässliche Glatze des Waldes
Ganze Hänge werden gerne mal von lästigen Bäumen befreit.
Übrig bleibt ein Schauplatz der an die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs
erinnert. Die Wanderwege durch die Brachen sind oft nicht freigeräumt und das
Wandern artet in eine Kletterpartie aus. So ähnlich müssen sich die Soldaten
bei Verdun gefühlt haben, wenn sie aus den Schützengräben zum Angriff gestiegen
sind.
Wollen wir hier auch nicht über forstwirtschaftliche
Fachbegriffe streiten. Der Forst nennt das nicht Kahlschlag, sondern
Schirmschlag. So oder so, es ist eine Zumutung für den Wanderer.
Es leuchtet der Wald
so bunt- nicht nur zur Herbstenzeit
Der Forst hat viel Freude daran, die zu fällenden und die zu
erhaltenden Bäume mit allerlei leuchtend bunten Markierungen zu versehen.
Der
Eindruck, sich in der Natur zu befinden, verschwindet sehr schnell, da an ein
paar Bäumen sich oft mehr Forstgraffiti befinden als unter der Mühlheimer
Brücke in Köln. Wen die leuchtend roten, gelben und roten Markierungen stören:
kein Problem, die verschandelten Bäume werden eh bald abgeholzt.
Moderne
Erntefahrzeuge
Man trifft sie überall im Wald. Forwarder, Harvester,
Unimogs und Traktoren. Sie planieren durch ihr Gewicht den schönen lockeren
Waldboden, verpesten mit ihren Abgasen die Luft für den Wanderer und sind eine
Zier für jedes Urlaubsfoto.
Mal ganz ehrlich: was machen diese Dinger in einem Biosphärenreservat?
Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?
Der von den Geräten festgedrückte Boden
kann kein Wasser mehr aufnehmen. Bei jedem Regen rauscht es ins Tal und kann
dort zu Überschwemmungen in Bächen und Flüssen führen. Gleichzeitig leiden die
Bäume im Wald an Wassermangel in der Sommerzeit, da der Boden kein Wasser mehr
speichert.
Was fehlt zum
Waldesglück? St. Hubertus, blas ins Horn!
Die Jagd kann den Aufenthalt im Wald gefährlich machen. So
manch ein Jäger muss wohl die Brille zu Hause vergessen haben, wenn er auf dem
Hochsitz Ausschau hält. Oder er ist einfach ein Menschenhasser.
Wir trafen bei Petersbächel auf drei Wanderpaare gehobenen
Alters. Ihnen stand der Schreck noch ins Gesicht geschrieben. Sie wanderten auf
einem der Pfälzer Premiumwanderwege, als über ihnen ein Schuss krachte, dann
ein zweiter. Vor Schock gelähmt, konnten Sie nicht gleich reagieren. Sie warfen
sich auf den Boden und haben geschrieen, dass das Schießen aufhören solle, sie
seine Wanderer. Das Schießen hat aufgehört. In Panik sind sie den weiteren Weg
gerannt, bis wir auf sie getroffen sind.
Nicht dass jemand glaubt, die sechs alten Leutchen wären in
dunklen Loden und grünen Kniebundhosen durch den Wald gezogen. Sie trugen
leuchtend rote Outdoorjacken und der Jäger hat sie trotzdem nicht gesehen? Oder
erhielten sie nur einen Warnschuß vor den Bug? Wollte man Ihnen sagen, dass sie
hier im Wald unerwünscht sind?
Und was fehlt noch
zum Waldesglück? Stillgestanden!
Das Forstamt Wasgau gibt auf seiner Internetseite an, dass
der Wasgau ein „Häufiger Übungsraum für in- und ausländische Streitkräfte“ sei (Forstamt im Wasgau).
Der Wasgau ein militärisches Übungsgelände? Das kann doch
nicht sein! Und das Biosphärenreservat?
Omnipräsent ist das ständige Schießen, das man vom
Truppenübungsplatz Bitche dauerhaft hören kann: bumm- bumm-bumm. Das Ganze in
einer gut hörbaren kernigen Bassnote. Man fühlt sich schon ein bisschen an die
Berichterstattung über Syrien erinnert.
Die militärische Geräuschkulisse komponiert mit den
kreischenden Sägen der Waldarbeiter und dem dumpfen Fallen der Bäume eine
gespenstische Oper, auf deren Aufführung man als Wanderer getrost verzichten
kann. Entweder unterhält man sich so laut, dass man nichts anderes mehr hört
(so machen es die „Pälzer Krischer“) oder es beschleicht einem im Laufe der
Wanderung ein beklemmendes und vor allem störendes Unwohlsein. Erholung im Wald
sieht anders aus!
Also so sieht die Nutzung des Waldes durch in- und ausländisches
Militär aus? Ein Geräuschteppich aus der Ferne?
Mitnichten! Ganze Rudel von Soldaten in Kampfmontur,
Gewehren und Sturmhauben ziehen durch den Wald. Das ist kein Witz! Wir durften
diesen Leuten in der Nähe des Berwartstein begegnen. Sie marschierten,
schwammen nackt durch Badeseen und fuhren darauf Schlauchboot. Militärlastwagen
standen unter Bäumen versteckt am Ufer mit laufenden Motoren. Wahrscheinlich
hatten die Fahrer kalt und ließen die Heizung laufen.
Die Aufpasser der Übung fuhren in einem Geländewagen durch
den Wald. Da hieß es schnell auf die Seite springen!
Für Schranken hatten die Knaben wohl keine Schlüssel dabei
und so umfuhren sie sie einfach durch Lichte stellen im Wald.
Mal abgesehen davon, dass niemand irgendwelchen vermummten
und bewaffneten im Wald begegnen möchte, zerstören diese Übungen doch den Wald
und stören die Ruhe im Wald. Und das ist im Biosphärenreservat möglich?
Wanderwege sind eine
aussterbende Art
Im Pfälzer Wald gibt es noch viele schmale maximal ein Meter
breite echte Wanderwege. Diese sind vermutlich vom Pfälzer Waldverein
irgendwann einmal angelegt worden.
Es lässt sich auch gut auf ehemaligen Forstwegen wandern.
Aber auch die sterben langsam aus.
Zunehmend darf man auf forstgerechten Schotterpisten
wandern. Schotter ist gut für Autos und Forstfahrzeuge, aber nicht zum Wandern.
Schotter gehört im Wald nicht unter die Füße!
Manchmal spart man sich aber den Schotter. Ein schon
vorhandener Forstweg von vielleicht drei Metern Breite wird auf fünf bis sieben
Meter erweitert und planiert.
Pflanzenbewuchs am Wegesrand wird gnadenlos
plattgewalzt. So haben die großen Erntemaschinen mehr Platz und können ihre
Einsatzbereiche erreichen. Bei Regen sammelt sich in den Radspuren so viel
Wasser, dass man bis zum Knie darin versinkt. Auf den Wanderer wird hier keine
Rücksicht mehr genommen. Witziger weise sind manche Wege als Reitwege
ausgewiesen. Damit soll verhindert werden, dass durch die Huftritte schmalere
Wege abgetreten werden und es zu Erosion am Hang kommt. Die Hufschäden sind im
Vergleich zu dem, was die Maschinen anrichten lachhaft gering. Aber man ist
schon besorgt im Wald!
Waldeslust schlägt um
in Waldesfrust
Wandern spielt eine große Rolle in der Pfälzer
Tourismusindustrie. Viele kleine Betriebe (Hotels, Restaurants usw) sind auf
Touristen angewiesen, um in der strukturschwachen Region überleben zu können.
Für Wanderer gibt es aber nur schöne Fotografien auf den
Internetseiten der Branche. Die Wirklichkeit im Wald sieht anders aus!
Und hat man nun den
Wanderer vergessen?
Bestimmt nicht! Man schließt ihn nämlich gleich ganz aus dem
Wald aus!
Absperrungen sind eine klare Ausladung. Forstautobahnen mit seetiefen
Pfützen oder holprigem Schotterbelag sind eine stille Aufforderung, den Wald zu
verlassen. Jedem Wanderer wird gezeigt, dass der Wald anderen und zwar
forstwirtschaftlichen und Jagdinteressen dient.
Sicherlich wird der Wald nicht komplett als
Forstindustriezone abgesperrt, befinden sich die Wälder doch in öffentlichem
Besitz und wird die forstwirtschaftliche Nutzung doch mit unserem Steuergeld finanziert.
Aber gewünscht ist der Wanderer oder Mountainbiker nicht. Er
ist ein Störfaktor in einer auf Geldgewinn ausgerichteten Waldwirtschaft.
Dies zeigt sich übrigens auch auf den Wanderkarten. Dort
werden nur noch wenige Hauptwanderwege sprich Forstwege ausgewiesen. Sehr viele
ältere Wege werden noch nicht einmal mehr angezeigt und sie werden im Wald auch
nicht mehr gepflegt und verwuchern. Dient wahrscheinlich alles dem Naturschutz
im Biosphärenreservat. Irgendeiner muss den Wald ja schützen, wenn man schon
alle paar Meter eine Forstautobahn baut!
Es ist ebenfalls merkwürdig, dass das Zelten in deutschen
Wäldern verboten ist. Die Tiere müssen ja irgendwann einmal zur Ruhe kommen,
vor allem, wenn sie tagsüber von Erntegeräten und Jägern in den Wahnsinn
getrieben werden. Mal ganz abgesehen davon, dass durch die Fütterung der Tiere
die Tierdichte in den Wäldern viel zu hoch ist und der Lebensraum immer enger
wird. Aber Tiere brauchen keinen Lebensraum, sondern nur eine freie Schussbahn
vorm Hochsitz.
Der Mensch, der Erholung im Wald von der industrialisiert
Welt sucht, findet im Wald nur noch industrielle Verwertung und wird im Wald
nur noch geduldet, obwohl es sich um öffentliches Eigentum handelt.
Der einzelne Mensch stört das Wild, stört und gefährdet die
Umwelt. Die industrielle Forstwirtschaft zerstört den Wald und schreibt sich
die Erhaltung der Umwelt auf die Fahnen. Das Geschwätz von der Nachhaltigkeit
ist Volksverdummung. Die Finanzierung erfolgt über unser aller Steuergeld.
Förster agieren wie Ärzte im Krankenhaus: Halbgötter in
Loden. Blindes Vertrauen in die Meinungen der Forstwirtschaft und kritikloses Hinnehmen ihrer Werke führt
zum Ausschluss des Menschen aus seiner eigenen Umwelt.
Wir selbst finanzieren die Vernichtung des Waldes. Nach und
nach wird er verschwinden und wir werden es bedauern, wenn er fehlt. Noch steht
er.
O Wanderer, wache auf aus Deinem romantischen Schlaf. Zieh
die rosarote Brille ab! Der Wald ist schon heute hässlicher als Du Dir
eingestehen willst.
Heute muss sich der Prinz den Weg zu Dornrößchens Schloss nicht erst freikämpfen. Ein
breiter Weg führt dorthin.
Der Wald gehört allen!
Wir können ihn nicht einzelnen Interessenverbänden
überlassen!
Wach auf, bevor er weg ist!
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