Mittwoch, 2. März 2016

Wanderungen: Ein Biwakwochenende auf dem Donnersberg



Wanderung im Nordpfälzer Bergland: zwei Tage und Nächte über den Donnersberg

Verwendete Karte: Blatt1 Naturpark Pfälzerwald/1:25.000/LVermGeo/2.Aufl.2010



Im Sommer 2015 begaben wir uns mit einem Tarp (TrailStar von MLD) auf eine 2-Tagestour über den Berg, der das höchste Bergmassiv des Nordpfälzer Berglandes und der Pfalz überhaupt ist!! Das sind stolze 686m NHN!

Geplant war in zwei Tagen von dem kleinen Ort Winnweiler aus an den nordöstlichen Rand, nach Dannenfels, zu wandern und von dort weiter nach Westen über den keltischen Ringwall, dann zurück zum Bahnhof des Städtchens Rockenhausen. Auf dieser Tour kann man die meisten kulturhistorischen Attraktionen des Berges erwandern. Ja, lieber Leser, du liest richtig, kulturhistorische Attraktionen erwarten die Wanderer auf dem Donnersberg.


Der erste Tag
 

An einem sehr heißen Freitagabend stiegen wir in Winnweiler aus dem Zug und wanderten auf dem Pfälzer Höhenweg, der Richtung Dannenfels führt, gen Norden. Wir überquerten den Imsbach und verließen hier – am Fuße des Donnersberg - den Pfälzer Höhenweg, um einem  Wanderweg zu folgen, der am Westrand des Berges auf eine felsige Anhöhe  führt. Dort oben gedachten wir uns  ein geeignetes Zeltplätzchen zu suchen.   
Auf dieser Anhöhe über dem Falkensteiner Tal, war es dann doch nicht so leicht einen geschützten Platz zu finden, da wir uns praktisch immer in der Nähe rege befahrener Forstwege befanden. Immer wieder hörten wir Autos, die, warum und wohin auch immer, durch den Wald fuhren. Damit hatten wir in diesem Ausmaß nicht gerechnet. Zudem war die Bezeichnung Wald nicht angemessen für die Vegetation, die wir vorfanden: Forstplantagen von sehr jungen Buchen und Baumpflänzchen im Wechsel mit gerodeten Flächen. Das war ein krasser Gegensatz zur Darstellung auf der Karte. Wir zogen also immer weiter Richtung Norden, in der Hoffnung, eine nicht so leicht einsehbare Stelle zu finden. Schliesslich zwang uns die einbrechende Dunkelheit zu einer Entscheidung . In einem Wäldchen von jungen Buchen schlugen wir das Tarp an einer wegabseitigen Bodenwölbung auf. So konnte man das Tarp vom Forstweg aus nicht sehen. 

Auf einer angenehm duftenden, dicken weichen Laubschicht breiteten wir unsere Iso-Matten aus. Während des Auspackens konnten wir von Südosten her ein Donnergrollen vernehmen.  Wir vermuteten zunächst, die Winnweilerer hätten Kirmes mit Freitag-Abend Feuerwerk!

Als wir in unseren Schlafsäcken lagen, hatte sich das Donnergrollen regelrecht verstetigt und wurde begleitet von gelegentlichen Blitzen- noch -in einiger Entfernung. Allmählich kam Wind auf und die jugendlichen Buchen raschelten mit ihren zarten Blättern über uns hin und her.

Während die Nacht immer schwärzer wurde, wurde der Donner immer lauter, das Blitzen immer greller, der Wind wurde zu einem veritablen Sturm; aus einem leisen, zögerlichen Tröpfeln wurde ein Regenguß. So lagen wir da unter dem Tarp, die offene Südseite zum Hang, ließ einen ständig auf der glatten Unterlage der Blätter abwärts rutschen. Der Sturm peitschte den Regen in unsere Gesichter. Aber wer hat da schon Lust das Tarp umzubauen?
 

Zum Glück hatte ich meinen wasser-und winddichten Biwaksack dabei und mich trotz der anfänglichen Hitze mit allem Drum-und Dran hineingelegt. Es wurde eine aufregende Sturmnacht, während der es  über unseren Köpfen enorm donnerte, blitzte und stürmte.

Allerhand Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Gewitter im Wald unter Bäumen gingen mir durch den Kopf.  Es überwog jedoch die Faszination, inmitten eines Naturschauspiels zu liegen und es zu genießen... Diese jugendlichen Bäumchen würden einem nicht aufs Dach stürzen!

Tag 2


Morgentoilette unter dem Tarp

 

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatte der Laubboden bereits eine Menge Feuchtigkeit aufgesogen. Gewitter und Sturm hatten sich verzogen. Die Temperatur war enorm gefallen - die Hitze der vergangenen Tage schien erst einmal vorbei zu sein.

Wir richteten uns auf den neuen Wandertag ein, indem wir uns  wärmere Regenkleidung anzogen.  Das Frühstück verlegten wir auf die Wanderzeit.

 Vom frühen Morgen an konnten wir Autogeräusche in unserer Nähe hören.

Als wir querfeldein liefen, um wieder auf den Pfälzer Höhenweg zu gelangen, querten wir einen Forstweg, auf dem ein SUV parkte. Die Scheiben waren getönt, sodass wir nicht sehen konnten, ob noch jemand darin saß. Es waren keine Aufkleber des sogenannten „Jagdschutzes“ oder des Forstamtes zu sehen. Solche Begegnungen zählen immer wieder zu den wirklich unheimlichen Begegnungen im Wald. Wir stellten fest, dass die Leute aus dem nahe gelegenen Ort, sich wohl nicht die Mühe machen wollten ihre Hunde zu Fuß in den Wald hinein zu führen. Da benutzten sie lieber die ohnehin schon breiten Forststrassen. Der Köter darf im Schutze des mächtigen SUV sein morgendliches Geschäft verrichten…und der Tierhalter bleibt vor den Unbillen der wilden Natur geschützt.


Wie dem auch sei, wir trollten uns zurück auf den Pfälzer Höhenweg, der uns zur „Kupferberghütte“, eine Hütte des Pfälzer Waldvereines, führte. In unseren Augen dampfte ein wärmender Kaffee, auch ein Waschbecken wäre nicht das Schlechteste gewesen. Aber die Hütte wurde erst um 10 Uhr geöffnet. Also beschleunigten wir unsere Schritte entlang des Höhenwegs, um uns aufzuwärmen.  Entlang des Bergsüdrandes kamen wir durch einen Ortsteil von Imsbach, ein alter Bergarbeiterort, der nicht auf der Karte verzeichnet war. 
Die Häuschen wirkten düster wie das schmale, feuchte Tal, in das sie hinein gestellt waren. In den Vorgärten lagen Hausrat,  Abfälle und Bauschutt herum. Hie und da regte es sich hinter Vorhängen, ein bulliger glatzköpfiger junger Mann renovierte ein bauffälliges Haus, eine junge Frau mit auffälliger Blondierung in den langen Haaren räumte einen Kombi aus. Frauenhände wedelten mit Staublumpen aus den Fenstern: klar, es war Samstag.

Erleichtert verliessen wir diesen ungastlichen Ort, um dem Weitwanderweg Richtung Dannenfels zu folgen. Einige Zeit nach der „Bergbauerlebniswelt“, in der man zwei Gruben besichtigen kann, passierten wir eine ehemalige Eremitenbehausung. In einer Felsenkammer, die man heute noch gut erkennen kann, soll im frühen Mittelalter ein Einsiedler gelebt haben.


Die ehemalige Eremitenklause


Zum Glück überquerten wir den Laubbach, wo wir uns in strömendem Regen die Wasserflaschen auffüllten. Über den Geschmack ließ sich nicht klagen. 
Gleich nach der „Tankstelle“ ging es endlich mal steil bergauf, sodass man sich richtig warm laufen konnte.

Die nächste Attraktion waren Skulpturen am Wegesrand, die zum Keltengarten bei Steinbach gehörten. Sie sollen an Symbole der Kelten erinnern und sind mit Naturmaterialien hergestellt.

Der Weg am Ostrand des Berges führt meistens zwischen Wiesen und Weiden entlang.
Wie herrlich es war, als plötzlich die Sonne durch den düster bewölkten Himmel brach und alles erwärmte, was bis dahin noch zitterte!
..und da war es wieder heiß!


 Wir beschlossen kurzer Hand direkt auf dem Weg eine Pause einzulegen. Die Isomatten ausgerollt, lümmelten wir uns auf den Boden und ließen es uns gut gehen.- Wanderer hatten wir bis dahin keinen einzigen gesehen.

Nach dieser ersten Pause wanderten wir direkt nach Dannenfels, wo wir am Ortsrand auf ein rustikales Restaurant stießen, das wir mit unserem Hunger nicht links liegen lassen konnten. Das Restaurant war erst kürzlich in Naturlook errichtet worden - d.h. die Wände waren aus dicken Baumstämmen, auch  die Inneneinrichtung aus „Naturholz“ gezimmert. Man hatte einen herrlichen Ausblick auf die Rheinebene.

Auch der spätere Blick auf den Teller verdarb einem nicht den Appetit.

Es war eine fleischlastige, typisch pfälzisch, rustikale Kost, die hier geboten wurde. Man ist zufrieden, wenn das Schnitzel nicht zu salzig und kein Pressfleisch aus der Tiefkühltruhe ist.

Veganer bringen sich besser selbst ihre Nahrung mit!



Waldige Aussichten


In Regenkleidung machten wir uns auf zum zweiten Teil unserer Tagesetappe.

Nun folgte der absolute Kulturteil:
es ging steil bergauf, vorbei am Kloster Gethsemane, Moltkefelsen, Ludwigsturm bis hin zur Keltenhütte-vom Pfälzerwaldverein geführt. Wir waren schon etwas ausgekühlt und freuten uns auf eine warme Tasse Kaffee in der Hütte.

Dort wurden wir bereits beim Eintreten von den Gästen angesprochen: Was wir mit diesem vielen Wasser vorhätten?-Ob wir glaubten hier in eine Wüste zu kommen?-Es folgte das übliche Pfälzerwald -Hüttenphänomen: der stets männliche Laut-Sprecher macht vermeintlich lustige Sprüche, über die er zunächst selbst laut lacht. Sein Lachen wird immer lauter, sodass die anderen, die um ihn herum sitzen, ebenfalls anfangen zu lachen, mehr oder weniger überzeugend. Fast immer ist es ein nettes Geselligkeitslachen, das sich gut in Wanderpausen fügt. (In der Großstadt Köln besuchen die Menschen VHS-Kurse, veranstalten Ähnliches und nennen es Lach-Yoga!)



Nach dem Lachyoga in der Hütte, liefen wir auf den Rundweg, der um den Keltenwall führt. Dieser ist in meinen Augen der Höhepunkt einer Wanderung über den Donnersberg. Das Besondere in diesem Fall ist, dass bedingt durch die aktuellen Ausgrabungen, Einiges für die Öffentlichkeit erklärt und erschlossen ist. So zum Beispiel Stätten der keltischen Rohglasproduktion.

Abgesehen von allen Schautafeln, wissenschaftlichen Erdschnitten und sonstigen Darstellungen  liegt dieser historische Ort inmitten von Wald- das verleiht ihm einen ganz besonderen Reiz. Ausgiebig beschäftigten wir uns mit dem Keltenwall.

Ein rekonstruierter Teil des keltischen Ringwalls


Schliesslich wurde es Zeit uns auf die Suche nach der Hütte zu machen, die wir für die Übernachtung von Samstag auf Sonntag ausgesucht hatten: Sie war laut Karte etwas westlich vom Ringwall gelegen. Man musste dem mit einem roten Balken markierten Weg nach Westen folgen, an Königsstuhl (eine Felsformation) und Ringwall vorbei und nach einem Erste- Hilfe- Punkt, kurz nachdem der Weg eine scharfe Linkskurve beschrieb,  in einen Forstweg rechts abbiegen. Forstwege sind auf der Karte so zahlreich wie Sand am Meer verzeichnet. Sie alle führen von besagtem Wanderweg rechts ab zur Hütte auf dem Rehbockfelsen - laut Karte.

In der Wirklichkeit hatten wir uns phänomenal verlaufen und waren bereits ein wenig im Kreis herumgeirrt, bis Matthias plötzlich auf einem Bergrücken eine Hütte entdeckte.


Was für eine tolle Hütte!

Das musste sie sein- wir suchten nicht nach einem Weg, sondern gingen einen Steilhang hinauf. Oben angekommen, stießen wir tatsächlich auf eine kaum benutzte offene Holzhütte. Auf dem steinernen Boden der Hütte standen festgeschraubte Holztische und Bänke, jeweils links und rechts vom Eingang. Der Platz dazwischen reichte aus, um unsere beiden Isomatten hinzulegen.  Die Hütte wirkte wie neu, da noch keinerlei Graffiti an den Wänden zu sehen war. Der Müll war feinsäuberlich in den Mülleimer geworfen worden und sichtbar schon vor längerer Zeit dort hinein gekommen. Um die Hütte herum konnten wir keine braunen Grüße von Mitwanderern erkennen, die sonst immer auffällig um Hüttenherum verteilt sind. Wir entdeckten einen zugewucherten Weg, der vom offiziellen Wanderweg zu dem Holzhäuschen führte. Offensichtlich hatte man diese wunderbare Hütte vergessen, trotz ihrer wunderbaren Lage, auf einem Bergrücken mit herrlicher Aussicht!

Wir legten uns in unseren Biwaksäcken in die Hütte. Der Hüttenboden war aus Beton und der ist gnadenlos hart und kalt- das direkte Gegenteil zu Laubboden. Die komplette Daunenbekleidung wurde im Schlafsack getragen.Richtig angenehm warn wurde es die ganze Nacht nicht.

Sehr früh schälten wir uns deshalb aus den Schlafsäcken.

 Am nächsten Morgen war es zwar sehr kalt- seit Freitag waren es mindestens 15 Grad kälter geworden- aber die Sonne schien herrlich auf den steilen felsigen Hang vor unserer Hütte. Also bereiteten wir uns dort ein Frühstücksplätzchen.

Danach liefen wir erst mal so richtig flotte Lotte los, um warm zu werden. Im Laufe des Morgens setzte sich die Sonne durch und wir konnten noch einmal an einem sonnigen Plätzchen im Wald etwas knabbern. Ziel des Morgens war die Burgruine Falkenstein, eine Höhenburg aus dem 11.Jh., die auch als Ruine noch immer einen mächtigen Eindruck macht. An der Burgruine gibt es einen Kiosk, den wir beide natürlich nicht ausliessen. Auch hier trifft die Bezeichnung rustikal für Essen, Bedienung und Gäste genau ins Schwarze.

Bereits auf der Falkenstein war es wieder sonnig warm geworden. Da wir bis Rockenhausen mussten, konnten wir uns leider nicht mehr allzu lange aufhalten.

Der Weg bis Rockenhausen war nicht sehr bewaldet, sondern von Kleingärten und vereinzelten Häusern samt Gartengrundstücken zerstückelt.

Fazit 
  •  bezüglich des Tarps: das sollte man nur in der Not  benutzen. Man ist den Launen des Wetters zu sehr ausgesetzt.
  • Was den Donnersberg betrifft: kulturhistorisch ist er ein Schatzkästchen! 
Ich habe dir, geschätzter Leser, Vieles vorenthalten. Zum Beispie den Adlerbogen. Der wurde an der Ostflanke des Bergmassivs zu Ehren des Generalfeldmarschalls von Moltke errichtet - zu Ehren seiner Leistungen im deutsch-französischen Krieg. Abgesehen davon, dass es gegen Frankreich gerichtet und daher etwas unzeitgemäß ist, wirkt es brachial und verschandelt den Ausblick durch seine Monströsität. Man schaue sich das Monster auf Wikipedia an.
Die Überreste der Keltenzeit, aber auch die ehemaligen Burgen und Klöster des Mittelalters, machen eine Wanderung über den Donnersberg interessant.






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