Beide
Ponchos sollen ganz im Sinne des Lightweight-Gedankens einen doppelten Nutzen
erfüllen: Eureka soll als Tarp, Zpacks
als Zeltunterlage zusätzlich Verwendung finden.
Kann so etwas überhaupt funktionieren?
Kann so etwas überhaupt funktionieren?
Verwendet
habe ich beide Modelle mehrere Wochen auf Wanderungen im sommerlichen
Mittelschweden mit etlichen Regentagen, im Frühjahr im Pfälzerwald bei Schnee
und Schneeregen sowie auf mehreren Tageswanderungen in Mittelgebirgen.
Grundsätzliches zur Verwendung von
Ponchos
Ponchos
werden von Wanderern aus zwei Gründen gekauft und verwendet: sie sind relativ
günstig und bieten eine relativ gute Ventilation.
Generell
stimmt das so aber nicht. Nicht jeder Poncho muss günstig sein und nicht jeder
bietet die erhoffte Ventilation. Ausschlaggebend für die Ventilation sind
Schnitt und Material.
Atmungsaktive
Regenbekleidung ist in der Regel sehr teuer und funktionsunfähig, sobald die
Herstellerimprägnierung durch Schmutz und Regen abgetragen ist. Dieser
Abnutzungseffekt kann sich meiner Erfahrung nach schon nach zwei Wochen
bemerkbar machen.
Als
Weitwanderer sollte man daher über eine Alternative, die auch mehrere Wochen
funktioniert, nachdenken.
Ein Poncho
kann überall dort getragen werden, wo man relativ windgeschützt wandern kann
oder wo es nicht allzu stürmisch wird. Durch seine Konstruktion bildet er eine sehr große Angriffsfläche für den
Wind, fast wie ein Bootssegel.
Ferner ist ein Poncho zum Schutz gegen Regen von oben konstruiert, waagrechter Regen, wie es ihn zum Beispiel auf den britischen Inseln häufiger gibt, mag er nicht, da über die Seiten die Luftzufuhr stattfindet.
Ferner ist ein Poncho zum Schutz gegen Regen von oben konstruiert, waagrechter Regen, wie es ihn zum Beispiel auf den britischen Inseln häufiger gibt, mag er nicht, da über die Seiten die Luftzufuhr stattfindet.
Als Regenbekleidung
Der Eureka (seit kurzem lautet der Firmenname Nigor) Poncho ist für ungefähr 90 € überall in Deutschland erhältlich. Er wiegt 207 Gramm, der Packbeutel noch einmal 20 Gramm. Der Poncho ist aus Silnylon hergestellt und bietet viele Druckknöpfe, mit denen man den Poncho seitlich etwas schließen kann und mit denen das Hinterteil nach oben gezogen werden kann, so dass es nicht auf dem Boden schleift. Die zahlreichen Schlaufen bieten viele Abspannmöglichkeiten für den Tarpgebrauch.
Unter diesen
Poncho passt jeder Expeditionsrucksack!
Die
Kopfbedeckung wird durch eine einfache Kordel auch bei starkem Wind an Ort und
Stelle gehalten. Leider ist die Öffnung für den Kopf so eng ausgefallen, dass
Brillenträger diese erst einmal abnehmen müssen. Die Kopfbedeckung ist ausserdem so eng
geschnitten, dass keine Luft entweichen kann.
Um den Kopf sammelt sich somit die ganze Körperwärme. Was für eine
Hitze!
Der Poncho
ist so groß, dass man beim Gehen regelmäßig darüber fällt (Körpergröße 1,75 cm).
Auf einer Ebene ist das kein Problem, sobald
es den Berg hinauf geht, tritt man immer auf das Ponchomaterial. Beim
Hinuntergehen schiebt sich immer das lange Hinterteil des Ponchos unter die
Sohlen, was zu gefährlichen Rutschpartien führen kann. Aber: das ist alles abhängig von der Größe des Rucksacks und der Größe des Trägers!
Das Silnylon
des Ponchos wird durch die körpereigene Verdunstung und den Regen nass und
schwer. Er klebt förmlich auf den darunterliegenden Kleidungsstücken, die nach
und nach allesamt klitschenass werden. Dass Silnylon im Regen durchhängt und
Feuchtigkeit aufnimmt, ist hinlänglich bekannt. Deswegen können Tarps oder Zelte mittels
Spannleinen nachgespannt werden. Bei der Verwendung als Regenbekleidung
entfällt diese Möglichkeit natürlich. Der nasse Poncho wiegt ein Vielfaches von
dem von mir gewogenen Trockengewicht.
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Völlig durchnässt mit Eurekas /Nigors Riesenponcho. Unter dem Poncho herrschten tropische Temperaturen. |
Alleine kann
man den Poncho nicht überziehen, also bitte immer jemanden dabei haben, der
hilft!
Als
Regenbekleidung ist der Eureka Poncho untauglich. Finger weg!
Als Tarp
Den Poncho habe ich einmal als Tarp aufgebaut. Es bietet einer Person plus Gepäck Platz. Die Abspannmöglichkeiten sind gut und grundsätzlich unterscheidet sich das Ponchotarp nicht erheblich von anderen Tarps, wäre da nicht die Öffnung im Dach, durch die man bei der Verwendung als Regenbekleidung den Kopf schiebt. Bei Windstille ist das kein Problem, bei Wind und Regen sehe ich hier eine Schwachstelle, durch die das Wasser eindringen kann.
Einschätzung
Was soll man nun von diesem Regenbekleidungs- und Tarphybriden halten? Stellt er wirklich eine Alternative für den geneigten UL-, SUL-, XUL- oder Was-Auch-Immer-Wanderer dar?
Meiner Meinung
nach vereinigt der Eureka Tarp-Poncho das Schlechteste aus beiden Welten. Er
ist weder als Regenbekleidung noch als Tarp sinnvoll zu verwenden.
Doch warum produziert ein Hersteller ein solches Produkt? Ganz einfach: weil er in der Leichtgewichtsszene auf Kundenfang gehen möchte. Und dort kreisen die Gewichtsgeier über den öden Regalen der Outdoorläden und stürzen sich auf jedes Leichtgewicht, das ihnen in den Blick kommt.
Doch warum produziert ein Hersteller ein solches Produkt? Ganz einfach: weil er in der Leichtgewichtsszene auf Kundenfang gehen möchte. Und dort kreisen die Gewichtsgeier über den öden Regalen der Outdoorläden und stürzen sich auf jedes Leichtgewicht, das ihnen in den Blick kommt.
Der gesunde
Menschenverstand sagt einem doch schon, dass Tarp und Poncho nicht in einem
Stück kombiniert werden können. Stell Dir mal vor, Du wanderst den ganzen Tag
in strömendem Regen. Dein Tarp-Poncho ist innen und außen nass. Deine Kleidung
ist nass. Du kannst keine Pausen mehr machen, weil Du sofort zu frieren
anfängst. Ausgelaugt erreichst Du Deinen Lagerplatz. Du ziehst den Poncho in strömendem
Regen aus und schaffst es nach einiger Zeit und mit steifen Fingern das Tarp
aufzubauen.
In der Zwischenzeit bist Du komplett nass und durchgefroren. Deine Schlafstätte hast Du schon bereitet und Du würdest am liebsten jetzt in Deinen teuren Daunenschlafsack kriechen. Aber mit Deinen nassen Klamotten? Also alles ausziehen, reinriechen und hoffen, dass die Daune nicht ruiniert wird. Durch die eigene Körperwärme sollte sie doch nicht allzu sehr leiden… Doch was ist das? Es tropft fröhlich von der Innenseite Deines Poncho-Tarps herab. Nach einer halben Stunde ist der Daunenschlafsack hinüber, Du frierst immer noch und rate mal was jetzt passiert?
Richtig: DU ERFRIERST!
In der Zwischenzeit bist Du komplett nass und durchgefroren. Deine Schlafstätte hast Du schon bereitet und Du würdest am liebsten jetzt in Deinen teuren Daunenschlafsack kriechen. Aber mit Deinen nassen Klamotten? Also alles ausziehen, reinriechen und hoffen, dass die Daune nicht ruiniert wird. Durch die eigene Körperwärme sollte sie doch nicht allzu sehr leiden… Doch was ist das? Es tropft fröhlich von der Innenseite Deines Poncho-Tarps herab. Nach einer halben Stunde ist der Daunenschlafsack hinüber, Du frierst immer noch und rate mal was jetzt passiert?
Richtig: DU ERFRIERST!
Kann ich
eine Kaufempfehlung für die Poncho-Tarp Kombo aussprechen?
Ja, aber
nur, wenn Du Dir schon aus krankhaftem Gewichtsersparniszwang das Hirn hast
entnehmen lassen.
Alle Anderen
machen einen großen Bogen um das Teil und nehmen sich echte Regenbekleidung und
eine echte Unterkunft mit.
Zpacks ist ein kleiner Hersteller in den USA, der ein umfangreiches Sortiment an Leichtgewichtsausrüstung herstellt. Der Poncho kostet ungefähr 155 $ zzgl. Versand und Zollgebühren. Preislich ist er damit knapp doppelt so teuer wie der Eureka Tarp-Poncho. Er ist aus Cuben hergestellt und wiegt 181 Gramm. Ein Aufbewahrungsbeutel wird nicht mitgeliefert.
Als Regenbekleidung
Das Material macht den Unterschied. Cuben nimmt keine Nässe auf und hängt nicht durch. In stärkstem Regen behält Cuben seine Form, drückt sich nicht auf die Schultern und erhält daher einen Luftraum zwischen Poncho und Träger, der wichtig für die Luftzirkulation ist und der Kondensbildung entgegenwirkt
.
Die
Kopföffnung ist weiträumig, jeder Kopf mit Brille passt hier durch. Die Mütze
hat einen Schirm und mittels Reißverschluss kann gelüftet oder geschlossen
werden. Die Seiten des Ponchos lassen sich mit einem kleinen Reißverschluss
schließen und halten den Wind effektiv ab. Die Ärmelöffnungen sind aber noch so
groß, dass genügend Luftzufuhr stattfindet.
Vorne reicht
der Poncho bis ans Knie, hinten gerade so über einen bis zu ca. 60 Liter großen
Rucksack.
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Nicht gerade fashionable, aber sehr praktisch |
Egal ob
bergauf oder bergab, niemals fällt man über den Poncho.
Trotz der
großartigen Ventilationsmöglichkeiten bildet sich immer mal Kondenswasser auf
der Innenseite. Das ist aber alles nicht schlimm, weil das Material nie auf der
Kleidung des Trägers aufliegt. Ist der Regen vorüber, reicht es, den Poncho
mehrmals auszuschütteln und er kann problemlos (sprich: ohne unerwünschten
Gewichtszuwachs) verstaut werden.
Das Material
ist sehr dünn und teilweise durchsichtig, trotzdem ist das Material auch im
Gestrüpp nie aufgerissen. Sollte das doch einmal passieren, kann man es einfach
mit Klebeband reparieren.
Den Poncho
kann man auch Problemlos alleine anziehen (bei geöffneten
Seitenreissverschlüssen).
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Gut zu sehen die weiten Ärmelöffnungen und der Reißverschluss in der Mitte darunter |
Als Unterlage
Als Unterlage unter einem Tarp lässt sich der Poncho ebenfalls verwenden. Die Ecken sind einige Zentimeter hochgezogen, so sich ein badewannenähnlicher Boden bildet. Er bietet entgegen der Herstellerangabe aber nur Platz für eine Person mit Gepäck. An Schlaufen lässt sich die Unterlage mit Heringen auf dem Boden festmachen. Im Gegensatz zu einer Silnylonunterlage ist Cuben immer wasserdicht, es muss nie imprägniert werden. Einziger Nachteil auch hier wie beim Eureka Poncho ist die Kopföffnung, durch die natürlich immer Wasser eindringen kann.
Einschätzung
Die doppelte Verwendung als Regenbekleidung und als Zeltunterlage ist ebenfalls Schwachsinn. Was mache ich denn, wenn ich in einer verregneten Nacht mal kurz raus muss, der Poncho aber unterm Tarp im Schlamm liegt?
Im Gegensatz
zum Eureka Tarp-Poncho kann man den Zpacks Poncho entweder als Regenbekleidung
oder als Zeltunterlage verwenden und beides funktioniert hervorragend!
Den Zpacks
Poncho kann ich nur wärmstens empfehlen!
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