Sonntag, 19. Juni 2016

Wanderungen: Eine Todesanzeige für den East Highland Way

Der East Highland Way ist eine gute Idee.

Er verbindet Fort William mit Aviemore an den Ausläufern der Cairngorms auf einer Länge von  ca.130 km. Initiiert wurde die Strecke von einem schottischen Wanderenthusiasten namens Kevin Langan im Jahr 2007. Die Strecke führt auf bestehenden Wegen. Meistens sind dies Forstwege und Straßen, selten echte Wanderwege. Herr Langan hat übrigens einen vorbildlichen Wanderführer zum Weg geschrieben!

Theoretisch kann man in Glasgow auf dem West Highland Way starten, den East Highland Way nehmen und von Aviemore den Speyside Way bis an die Ostküste Schottlands über den Moray Coast Trail wandern. 

Das hörte sich so gut an, dass wir 2014 von den Cairngorms nach Fort William wanderten. Wir wanderten also verkehrt herum und starteten in Aviemore, nachdem wir vorher eine Woche in den blauen Bergen (gälisch: Cairngorms) wandern waren.

Das Wetter war fantastisch, aber eigentlich  zu heiß zum Wandern: knapp über 30 Grad im Schatten.




Die Wanderung auf dem EHW entpuppte sich als Alptraum.

Dafür gibt es zwei Gründe. 

Der erste ist hausgemacht, der zweite ist den Großgrundbesitzern geschuldet.

Der erste Grund ist der Straßenabschnitt in der Mitte des Weges bei Strathmashie. Kevin Langan konnte keine Alternative finden und der Wanderer hat hier das freudige Vergnügen, der A 86 auf einer Länge von ca. 500 m zu folgen.

Denkt ihr, 500 m ist nicht viel? Na wartet ab!

Die A 86 ist DIE Hauptverkehrsader zwischen Fort William im Westen von Schottland und Aviemore im Osten Schottlands.
Hätten die Bauingenieure Platz gehabt, hätten sie eine Autobahn gebaut. Die Topographie lässt aber nur eine schmale mäandernde Straße zu, auf der gerade mal so zwei LKWs aneinander vorbeifahren können. Der Verkehr ist aber wie auf der Autobahn! Nur kurvig und eng. Man sieht nicht, was hinter der nächsten Kurve kommt. Meistens ein Sattelschlepper und Du hast keinen Platz zum Ausweichen!

Wir hatten beide noch nie so viel Angst!

Niemand kann und darf eine Wanderroute über eine solche Straße führen! 

Wir vermuten, diese Stelle ist der Grund, warum der Wanderweg nicht unter den erlauchten Kreis der Scottland's Great Trails aufgenommen wird, obwohl Herr Langan dies schon mehrmals versuchte.

Die 500 m auf dieser Straße hätten die Planungen zum gesamten Wanderweg eigentlich schon beenden müssen. Das ist absoluter Wahnsinn!

Den zweiten Grund hat der Landowner beigesteuert, der im Bereich des Stausees Laggan auf einer Länge von knapp über 30 km den gesamten Wald abgeholzt hat. Auch dies wieder ziemlich in der Mitte der Strecke.

Schotten haben uns erzählt, dass nach einem schottischen Referendum für die Unabhängigkeit Planungen zum Umweltschutz und zur Beschränkung der fast feudalen Rechte der Landowner liefen. Nach einem schottischen "Yes" hätten die Wälder nicht mehr abgeholzt werden dürfen und so beeilten sich die großen Landbesitzer, schon vor dem Referendum alles zu fällen und zu Geld zu machen.

Nun ja, wie wir alle wissen, sagten die Schotten "No".

Tatsache ist, der Wanderer darf durch einen riesigen Kahlschlag wandern. Der eigentliche Forstweg wurde für die Forstfahrzeuge auf eine Breite von knapp 10 m erweitert. Befestigt wurde er mit Geröll teilweise in Fußballgröße. Da kann man nicht mehr von Wandern sprechen. Für die riesigen Bagger und Sattelschlepper ist der Weg natürlich optimal. 

Ganz lässig haben die fleißigen Forstarbeiter Riesenkanister mit Pestiziden in der prallen Sonne stehen lassen...Wie euch die Fotos zeigen werden, hat man keinen Wert auf sorgfältiges Arbeiten gelegt.
Als Folge dieses Raubbaus hören oder sehen Wanderer garantiert nicht einen Vogel. Auch die anderen üblichen Waldtiere sind aus dieser Mondlandschaft verschwunden. Nun ja, wie soll sich der Mensch dann fühlen...

Herr Langan kann dafür nichts. Die Landowner haben ihm halt nur sein Lebenswerk zerstört.

Weil das alles so gruselig war, haben wir unsere Wanderung in Inverlair beendet.

Wir zeigen Euch hier mal kommentarlos ein paar Bilder, um den Kontrast zu zeigen.
 Die Gegend, durch die der EHW anfangs verläuft, ist sehr schön. Danach seht Ihr die Bilder vom Kahlschlag.



 


 


 



 


 



 


 





































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