Diese Etappe ist spektakulär!
Entlang der Küste wandern wir bis Lochranza. Der Wanderweg ist nur am Anfang vorhanden. Danach geht es über Steinfelder direkt über dem Wasser bis an den nordöstlichsten Punkt der Insel. Von dort geht es über sumpfiges Gelände am Strand bis nach Lochranza.
Über die Steinfelder sollte man nur gehen, wenn man keine Angst vor der Höhe und dem Meer direkt darunter hat. Das Klettern über die Steine bietet keinerlei technische Probleme. Jeder kommt darüber. Für alle, die sich das nicht zutrauen, gibt es einen Alternativweg nach Lochranza. Man klettert in ungefähr 3-4 Metern Höhe direkt über der peitschenden See. Zwischen den Steinen sieht man das Wasser. Kinder könnten, wenn sie ausrutschten, direkt ins Wasser stürzen. Für Erwachsene sind die Abstände zwischen den Felsen aber zu klein.
Ein Tag, nachdem wir die Stelle passiert hatten, lasen wir in der Zeitung, dass die Seerettung ein Paar dort retten musste, das vor Angst nicht mehr vor und zurück konnte.
Das ist der Etappenstart in Sannox. |
Sannox |
Die kleine Bergwelt von Arran ist wahrlich spektakulär! |
Auf dem Weg nach Lochranza |
Was hier so alles am Strand herumliegt... |
Wir wurden über ein paar hundert Meter von Neugierigen verfolgt! |
Beindruckend an dem Streckenabschnitt ist das Gefühl der Abgeschiedenheit, auch wenn der nächste Ort nicht allzu weit ist.
Über ein paar hundert Meter hat uns ein Seehund im Wasser verfolgt und beobachtet. Als wir die Steinfelder überquerten, hat er uns aus den riesigen Augen verloren, obwohl wir kräftig gewinkt haben.
An den Ortsrändern von Lochranza |
Tja, und das ist unser Etappenziel Lochranza |
Im Pub bediente ein ausgemergelter Kerl, so um die dreißig Jahre alt. Ganz ärmlich waren seine Kleider: einfaches Hemd, und graue Buntfaltenhosen, die seine Dürre noch betonten. Das Gesicht war blaß und er wirkte etwas depressiv.
Wir genossen Bier und Fish&Chips in einer Ecke des Pubs. Ab und an kam ein Einheimischer, setzte sich an die Bar, trank einen Whiskey, sprach mit der Bedienung, redete mit uns und ging wieder.
Wir sprachen den Ritter von der traurigen Gestalt an. Er wirkte, als müsse er immer um seine Fassung ringen. Er erzählte uns, dass er Soldat in Afghanistan gewesen sei. Dort musste er aber aufhören. Warum er aufhören musste, hat er uns nicht gesagt, aber in dem Moment, wo er es sagte, flogen hinter seinen Augen Bilder aus der Zeit vorbei, die sein Gesicht kurz zusammenzucken ließen.
Wir wollten dann auch nicht mehr von ihm wissen. Was er dort erlebt hat, ist eine Belastung, die ihn wohl aus der Bahn geworfen hat. Für ihn war auch in Arran noch Afghanistan.
Von sich aus sagte er, dass er Probleme hatte, als er wieder nach Großbritannien kam, einen Arbeitsplatz zu finden. So verschlug es ihn an das Ende der Welt, nach Lochranza auf Arran. Dort suchte der Besitzer des Pubs jemanden, der ihn entlastete. Er wirkte nun, wie wenn er dem Zusammenbruch nahe stand. Er bemerkte seine Unsicherheit in unseren Blicken und sagte nur: "You know, when you served in the army, everybody knows what you can do. That you can work and organize. That's why they chose me to tend the bar here." Er wand sich ab und spülte ein paar Gläser.
Inzwischen waren wir die einzigen Gäste und wir beschlossen zu gehen. Wir sagten zu ihm, dass wir morgen abend nich einmal vorbeischauen würden, doch er sagte, er habe morgen frei und nähme die Fähre aufs Festland: "Mayby I go to Glasgow, do some shopping and see some people. I'm pretty lonely here on this Island. And I don't have a car to meet people...I don't know yet.".
Unseren Zusatztag in Lochranza nutzen wir,
um einen Ausflug, genauer gesagt eine Rundwanderung, über die südlich von Lochranza liegenden Berge zu machen.
Wir starteten sehr früh. Zuerst gingen wir ein Stückchen an der Straße, dann steil nach oben über ein Plateau. Schließlich führte unser Weg in ein Flusstal, das nach Lochranza führte.
"Weg" ist das falsche Wort: es gab ihn nicht. Wir wanderten mit Kompass und Karte durch den Sumpf.
Hinter dem Haus links ging es steil nach oben. |
Nach einem Wolkenbruch klart der Himmel kurz auf. |
Der sumpfige Weg nach oben. |
Blick in ein Tal. Der Berg links im Vordergrund war unser Ziel. |
Ein prächtiger Regenbogen über dem Mull of Kintyre |
Das sumpfige Bergplateau, dahinter das Mull of Kintyre. |
Der nächste Schauer kommt bestimmt! |
Das Flusstal nach Lochranza. |
Ein abendlicher Regenbogen in Lochranza. |
Hirsche findet man überall in Schottland. Im Herbst kommen sie in die Täler und helfen bei der Golfplatzpflege. |
Abends suchten wir noch einmal den Pub auf. Der Ritter von der traurigen Gestalt stand wieder hinter dem Tresen und begrüßte uns mit traurige Miene.
"There was storm today. So the ferry couldn't go for the mainland. I had to stay here."
Vor dem Pub hat uns die Natur in der Nacht noch den schönsten Sternenhimmel spendiert, den wir jemals zu Gesicht bekommen haben. Tausende funkelnde Sterne schauten auf uns herab. Wir begrüßten sie und sie schienen unseren Gruß mit einem Glitzern zu erwiedern. Sie waren so nah, dass man sie fast hätte mit der Hand abhängen können.
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