Sonntag, 17. April 2016

Gear Review: Warme Jacken für kalte Tage und Nächte. Rab Nimbus vs. Mountain Hardwear Ghost Wisperer vs. Haglöfs LIM Barrier Pro Hood Jacket

Eine warme Jacke gehört zur Grundausstattung eines jeden Wanderers.  

Hier bieten die Hersteller eine für den Kunden unüberschaubare Menge an Features und Materialien an.

Im Prinzip kommen für den Wanderer nur drei Typen in Frage:


  
  1. die leichte Jacke mit Synthetikfüllung, die aber nicht allzu warm ist, damit man sie beim Wandern selbst tragen kann. Wegen der wasserunempfindlichen Synthetikfüllung kann sie bei Wind und Wetter getragen werden. Im Test hier die  Haglöfs LIM Barrier Pro Hood Jacket.
  2.  die warme Jacke mit Synthetikfüllung, die zum Wandern nicht getragen werden kann, da sie zu warm ist, aber bei Pausen bei jedem Wetter einfach über die Regenjacke gezogen werden kann (hier die Rab Nimbus)
  3. und die superleichte Daunenjacke, die nur an trockenen kalten Tagen als Pausenjacke oder abends im Camp Verwendung findet. Hier im Test Mountain Hardwear Ghost Whisperer)
Entweder trägt man während dem Wandern zur kalten Jahreszeit ein leichtes Fleece oder eine leichte Jacke. Fleece ist oft zu schwer. Allzu warm darf es nicht sein, sonst fängt man an zu schwitzen. 
Bei Pausen in schlechtem Wetter sind diese Jacken aber oft nicht ausreichend, um darin warm zu bleiben. Dafür sollte man eine wärmere Jacke dabei haben. 

Daunenjacken wiegen zwar vergleichsweise wenig und bieten eine unglaubliche Wärmeleistung, müssten aber bei regnerischem Wetter unter die Regenjacke gezogen werden. Man will sich aber bei einer Pause auf dem Berg auch nicht immer erst entkleiden und dann wieder anziehen. Besser ist in diesem Falle eine warme Jacke, die man einfach nur über die Regenbekleidung zieht. Sie trocknet danach relativ schnell und sie geht durch das Wasser nicht kaputt. Eine nasse Daunenjacke kann man gleich wegwerfen!

 Starten wir mit der Haglöfs LIM Barrier Pro Hood Jacket:

Mit 228 Gramm in Größe L ist sie ein echtes Leichtgewicht. An den Ärmeln und an der Mütze sind elastische Bündchen angebracht, um Gewicht für Schnürzüge zu sparen. Für die Hände gibt es zwei nicht verschließbare Einschubtaschen. Die Jacke hat das, was man heutzutage "Athletic Fit" nennt. Sie liegt daher eng am Körper an und durch den schmalen Schnitt spart man natürlich Stoff und Gewicht. Nachteilig ist, dass man darunter eigentlich nur ein T-Shirt anziehen kann. Zieht man darunter noch einen dünnen Pullover, sieht man aus wie eine Presswurst und die Synthetikfüllung wird zusammengedrückt. Dadurch wärmt sie nicht mehr ausreichend.

Die Haglöfs LIM Barrier Pro Hood Jacket. Leicht, nicht wasserscheu und sehr minimalistisch.


Außen- und Innenstoff sind winddicht und wasserabweisend imprägniert. Beim Innenstoff macht das aber gar keinen Sinn und daher bildet sich Schwitzwasser auf dem imprägnierten Material. Ganz schnell wird es ganz furchtbar nass in der Jacke. Da hilft nur die Wäsche in der Waschmaschine. Nach ein bis zwei Waschgängen ist die Imprägnierung ausgewaschen und die Jacke hat eine akzeptable Atumgsaktivität. Leider ist dann auch die Impägnierung des Außenmaterials hinüber. Aber dafür hat man eine Regenjacke!
  
Es bieten sich zwei Einsatzmöglichkeiten an:

Entweder als Jacke, die man während des  Wanderns in der kalten Jahreszeit trägt oder als Campjacke in der ganz warmen Jahreszeit.  

Als alleinige warme Jacke für den Notfall und bei Pausen ist sie auf Grund der geringen Wärmeleistung nicht brauchbar.

Rab Nimbus 

Sie wiegt in Größe L 458 Gramm. Sie ist kein Leichtgewicht. Trotzdem ist sie erste Wahl für Pausen oder im Camp bei schlechtem, regnerischen Wetter. Wo eine Daunenjacke im Regen ruiniert werden würde, kann die Nimbus nass werden. Sie trocknet schnell und das Füllmaterial wird durch Feuchtigkeit nicht geschädigt.

Die Rab Nimbus sieht aus wie einen Daunenjacke, ist aber mit Synthetik gefüllt. Das langgezogene Hinterteil ist sehr angenehm.

Apropos Füllmaterial: hier hat sich der Hersteller einen tollen neuen Marketinggag einfallen lassen. Rab behauptet, dass die Cirrus-Isolation genauso warm machte wie die gleiche Füllmenge von 600er Gänsedaunen. So als hätte man den heiligen Gral gefunden: eine nässeunempfindliche Synthetikfüllung, aber so warm wie Daune.

Nur, so einfach ist es nicht. Denn, welcher Hersteller verarbeitet in der Outdoorindustrie und vor allem im UL-Bereich 600er Daunen? Keiner!
Und warum? Weil sie für das Gewicht nicht warm genug macht!

Daher ist das ganze Produktgeschwafel vom Hersteller eine reine Marketingmaßnahme zur Augenwischerei. Dem unbedarften Leser bleibt nur im Kopf, dass es eine Synthetikfüllung gibt, die wie Daune warm macht. Den Rest hat er bald wieder vergessen.

Also wie warm macht die Nimbus? Genauso warm die die Ghost Whisperer Daunenjacke (siehe unten). Das ist meine Erfahrung.  

Die Nimbus kommt nicht ganz so minimalistisch daher wie der leichte Bruder von Haglöfs. Zwar werden elastische Bündchen an den Ärmeln und für die Kappe verwendet, aber um die Hüfte gibt es einen echten Schnürzug. Zwei Reißverschlusstaschen für die Hände und eine Geldbeuteltasche innen bieten etwas mehr Luxus.

Die Rab Nimbus Jacke: warm, komfortabel und überhaupt nicht wasserscheu. Die Jacke hat einen normalen Schnitt und darunter hat noch viel Kleidung Platz.

Warum sollte man also ein solches Schwergewicht als UL-Geher nutzen? Weil es eben Einsatzbereiche gibt, in denen man Daune nicht verwenden kann (siehe Einleitung). Und da springt die Nimbus in die Presche. 

Die Rab Nimbus ist die perfekte Überziehjacke bei Pausen in Wind und Wetter und im Camp. Unkaputtbar und zuverlässig.  

Während der Bewegung kann man sie nicht tragen, da ist sie viel zu warm.

Mountain Hardwear Ghost Wisperer

In Größe L wiegt die Daunenjacke 226 Gramm. Gefüllt ist sie mit hochwertiger 850er Daune. Damit liegt sie beim Gewicht noch unter der Haglöfs LIM Jacke, ist aber genauso warm wie die doppelt so schwere Rab Nimbus.

Warm, leicht und minimales Packmass. Alles schön, solange es nicht regnet.


Elastische Bündchen finden sich auch hier an Ärmeln und an der Kappe. Im Hüftbereich kommt ein verstellbarer Schnürzug zum Einsatz. Die zwei Handwärmertaschen sind mit Reißverschluss verschließbar.  

Das Außenmaterial ist so dünn und durchsichtig, dass man immer denkt, es würde gleich aufreißen. Tut es aber nicht. Das Material ist ausreichend stabil.

Die Mountain Hardwear Ghost Whisperer Jacke ist superleicht und superwarm. Sie verträgt nur keine Feuchtigkeit.

Beim Wandern selbst kann man sie nicht tragen, da sie viel zu warm ist, aber für Pausen und im Camp ist sie perfekt. 
Aber nur, wenn man ausschließen kann, dass es regnet und stürmt. Sie ist ausgelegt für trockene kalte Wetter. Wasser mag die Jacke überhaupt nicht.

Und so...

Wer kein Fleece mitnehmen möchte, weil es zu schwer ist, verwendet am Besten die LIM Jacke während der Bewegung, die Mountain Hardwear oder die Rab hat er im Optimalfall als Wärmereserve dabei.

Die Rab Nimbus ist doppelt so schwer wie der Ghost Whisperer. Da weint das UL-Herz. 
Aber sie ist in der Handhabung einfach unkomplizierter. Denn wer weiß den schon vor der Reise genau, wie sich das Wetter machen wird? Wird es immer trocken genug für die Daunenjacke sein? 

Man sollte hier nicht den Fehler machen wie beim Eratzrad. Es wird so gut wie nie gebraucht und daher liefern manche Autohersteller Ersatzräder, mit denen man fast nicht fahren kann. 
Warum also eine Jacke mitnehmen, wenn man sie nur manchmal verwenden kann und nicht dann, wenn man sie bräuchte?

Die drei Jacken im Größenvergleich mit einer 1 L-Nalgene Flasche. Links oben die Haglöfs, darunter die Mountain Hardwear, ganz rechts unten die Rab Jacke.


Alle drei Jacken sind hervorragend verarbeitet. Man kauft hier keinen Ramsch. Wer wie welche Jacke verwenden möchte, hängt vom individuellen "Kleidungskonzept" ab. Mit meinem Test könnt Ihr Euch aber schon mal ein Bild von den Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Produkte machen.

Hier geht es zum Test: Warme Hosen für kalte Tage
Hier geht es zum Test: THE OMM Rotor Smock und Rotor Vest





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