Montag, 19. Juni 2017

Gear Review: Granite Gear Virga 2- Der Rucksack für Luftmatratzenhasser

Der Granite Gear Virga 2 ist ein klassischer Ultraleichtrucksack. 

Seine Konstruktion erfolgte  unter vollkommener Ignorierung des unbestreitbaren Trends zur aufblasbaren ultraleichten Isomatte.

Wie darf man das verstehen? Ganz einfach: Granite Gear geht davon aus, dass der geneigte UL-Wanderer seine Evazote- oder sonstige Schaumisomatte aufrollt und als Tragesystem des Rucksacks verwendet. 

Wie, Du willst nicht auf einer hauchdünnen Schaummatte schlafen und verwendest eine superleichte und superteure aufblasbare Isomatte?
Pech gehabt! Dieser Rucksack ist definitiv nicht für Dich gemacht!

Alle UL-Puristen, die gerne auf einem "Knochenbrecher" nächtigen, bitte unbedingt weiterlesen!!!


So wird's gemacht. Die aufgerollte Isomatte dient dem GG Virga 2 als Tragesystem. Hier mit einer halben RidgeRest Solar



Ausstattung

Der GG Virga 2 zählt mit seinen 515 Gramm wahrlich zu den Leichtgewichten unter den Rucksäcken. 
Sein Volumen gibt der Hersteller mit 54 Litern an, mir unklar ist es allerdings, ob das Fassungsvermögen der Meshaußentaschen schon mitgezählt sind oder eben nicht.
In 54 Liter Volumen kann man ganz schön was reinpacken. Aber das geht nicht! Ungefähr ein Drittel bis zur Hälfte des Volumens wird Eure gerollte Isomatte einnehmen (je nach Stärke und Modell). Sagen wir mal, es bleiben für die restliche Ausstattung noch knapp 30 Liter übrig. Das war's. Und das ist vollkommen ausreichend. 

Der Rucksack kommt mit einem nicht abnehmbaren, leicht gepolsterten Hüftgurt in Einheitsgröße. Den Hüftgurt habe ich nur benötigt, um 1. Taschen für Kleinkram daran zu befestigen, oder 2. um bei Zuladung von Nahrungsmitteln für mehrere Tage den Tragekomfort zu erhöhen.

Die Schultergurte sind ebenfalls leicht gepolstert, allerdings mit einer festen Polstereinlage, keiner superweichen, wie dies andere Rucksackhersteller tun. Und das ist auch gut so!


Rückseite des Virga 2 mit leicht gepolstertem Hüftgurt und gepolsterten Schultergurten


Per Lastenkontrollriemen kann man den Rucksack am oberen Ende weiter zum Körper ziehen. Die ist möglicherweise interessant, wenn der Rucksack inklusive des sog. "extension collars" bis oben hin vollgestopft ist. Aber ganz ehrlich: ich habe diese Riemen nie gebraucht und bei einem UL-Rucksack sollte man niemals solch eine Zuladung erwarten, dass man sie wirklich benötigen würde. 


Die Befestigung der Tragegurte erfolgte über ein dreieckförmiges Zwischenstück, also nicht direkt am Hauptfach des Rucksackes selbst. Dies trägt meiner Meinung nach erheblich zum gutem Tragekomfort bei. Rechts und links kann man die Anbringung der Lastenkontrollriemen sehen.


Kompressionsriemen an den beiden Schmalseiten und an der Front ermöglichen das Komprimieren der Ladung, so dass sie kompakt nah am Körper anliegen kann. Wie schon mit den Lastenkontrollriemen stellt sich auch hier die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Die gerollte Isomatte bietet dem Rucksack schon so viel Stabilität und gewährt Kompaktheit, so dass man auf diese Riemchen hätte verzichten können. Aber man kann ja Wanderstöcke damit sichern, Trinkflaschen einhängen, oder den Sonnenhut befestigen.


Seitlicher Kompressionsriemen. Dient eigentlich nur der Befestigung von Ausrüstung.


Drei große Meshtaschen komplettieren den Rucksack. Die beiden Meshtaschen auf den Schmalseiten sind sehr geräumig und man bekommt in eine Tasche locker Heringe, Trinkflasche und Wanderstöcke hinein.
Die seitlichen Meshtaschen sind sehr großzügig geschnitten, die auf der Front etwas zu klein.


Die Meshtasche auf der Front ist etwas kurz geraten. Sie ist bei gepackten Rucksack sehr sehr stramm und man muss Ausrüstung schon kräftig reindrücken. Drei bis vier Zentimeter Meshmaterial hätten dieser Tasche gut zu Gesicht gestanden.

Auf der Frontseite erstreckt sich von oben nach unten ein GG- Zierstreifen. Dieser hat keinerlei Funktion und dient nur als Werbebanner des Herstellers. Vollkommen überflüssig! Hätte man das Ding weggelassen hätte man noch einmal ein paar Gramm sparen können. 


In der rechten Bildhälfte ist der orangene Zierstreifen mit dem Virga 2 Aufnäher gut zu sehen. Er erfüllt keine sinnvolle Funktion und dient dem Hersteller nur als stylischer Werbebanner.


Verarbeitung:

Erstklassig. Es stehen keine Fäden ab, die Nähte sind einwandfrei. Das verwendete Material ist sehr robust und zeigt im Vergleich zu vielen UL-Rucksäcken keine Abnutzungsspuren. 


Tragekomfort 

Die wichtigste Frage bleibt: wie trägt sich der Rucksack?

Hängt von Deiner Isomatte ab!

Perfekt trägt sich der Virga 2 mit einer Therm-A-Rest SOLite. Da die Matte für Alles außer tiefsten Winter verwendet werden kann, verwende ich sie ungekürzt. Die Matte nimmt ungefähr die Hälfte des Volumens ein. Und liebe UL-Freunde und Freundinnen: alles was Ihr in das verbleibende Volumen nicht hineinbekommt, solltet Ihr besser zu Hause lassen. Das verbleibende Volumen ist ausreichend für ein UL-Zelt, einen 0°C Synthetikschlafsack, Kleidung auch für kalte Tage, Kochgeschirr und Nahrungsmittel.
Wie gesagt, dies ist ein UL-Rucksack. Er wurde nicht mit dem Hintergedanken konstruiert, das halbe Wohnzimmer dabei zu haben. 


Der Herr rechts im Bild trägt den Virga 2 mit TAR  SOLite Matte und einer kompletten Dreijahreszeitenausstattung. Ich kann Euch sagen, es trägt sich fantastisch gut. 


Mit der  SOLite trägt sich der Virga 2 großartig. Er rutscht nicht am Rücken hin und her und trägt sich sehr stabil, meiner Meinung nach genauso gut wie ein klassischer Rucksack mit Tragesystem. 

Für den Sommer habe ich die Relags Kanchen Junga Schaummatte verwendet. Sie wiegt nur ungefähr ein Drittel der SOLite, ist aber bei weitem nicht so stabil. Beim Packen und in den Rucksack Stopfen der Ausrüstung bilden sich schnell Beulen im Hauptfach des Rucksackes . Diese Beulen kann man in der Regel gut von Außen wegdrücken, aber das ist im Vergleich zur SOLite zeitaufwändiger. Da der Kanchen Junga die Steifheit fehlt, biegt sie sich beim Hineinstopfen des Schlafsackes zum Beispiel gerne nach innen. 
Mit der dünnen Kanchen Junga ist der Tragekomfort bei geringer Zuladung noch gut. Besser ist er definitiv mit der steiferen SOLite.

Wer aufblasbare Isomatten verwendet, braucht sich diesen Rucksack nicht zu kaufen. Auch durch kräftiges Stopfen und Drücken der Ausrüstung lässt er sich meiner Meinung nach nicht stabil packen und tragen. Irgendwie ist er immer schief oder rutscht. Zieht man eine Jacke aus dem Rucksack, muss man schon wieder Alles im Rucksack schön festdrücken, damit er sich wieder halbwegs gut tragen lässt.

Das richtige Gesamtgewicht habt ihr erreicht, wenn Ihr den Rucksack bequem auch ohne Hüftgurt tragen könnt (also ungefähr fünf bis sechs Kilogramm). Der Hüftgurt kommt dann nur zur Anwendung, wenn Ihr zusätzliche Nahrungsmittel eingepackt habt.

Noch ein Wort zur Rückenventilation: Es gibt sie nicht, außer Ihr macht sie Euch. Hier kommt der Hüftgurt ins Spiel. Den Hüftgurt festziehen und danach die Schultergurt etwas lockern. Somit bleibt der Rücken immer frei und der Rucksack klebt nicht am Rücken. Das geht aber auch nur, wenn man keine Tonnen zulädt und schön UL bleibt.

Fazit

Der GG Virga 2 ist ein hervorragennder UL-Rucksack für Freunde der klassischen Schaumisomatten. Die Konstruktion und Verarbeitung zielen ganz klar auf Langlebigkeit ab und das Absetzten des Rucksacks auf spitzen Steinen führt nicht zu Löchern im Boden. An diesem Rucksack wird man jahrelang seine Freude haben!

Alle Luftmatratzenfreunde und -freundinnen ignorieren dieses Modell.



7 Kommentare:

  1. Hallo zusammen,

    ich nutze den Virga2 schon eine ganze Weile und benutze keine Schaummatte.

    Als Luftmatratzenfreund kann ich Dein Fazit somit nicht unterschreiben. Für mich ist der
    Virga 2 damit ohne wenn und aber empfehlenswert.

    Gruß

    Carsten

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    1. Hallo Carsten,

      ich habe den Virga 2 auf der letzten Wanderung noch einmal ein paar Tage ohne die gerollte Isomatte verwendet (Also meine Isomatte außen festgemacht) und wenn man richtig packt ist das alles gut zu tragen.

      Da hast Du vollkommen recht!

      Die gerollte Isomatte verleiht dem Ganzen meiner Meinung nach etwas mehr Stabilität, was ich persönlich sehr angenehm finde.

      Viele Grüße
      Matthias

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  2. Hi Matthias,

    ja cool, das das auch für Dich funktioniert. War für mich auch eher in Richtung der Leute gedacht, die wie
    ich auf Luftmatten zurückgreifen.

    Gruß

    Carsten

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  3. Moin,

    Ich nutze den Rucksack mit einer nur leicht aufgeblasenen Therm A Rest Evolite in Größe Regular.. auch mit einer (selbst)aufblasbaren Isomatte im Burritostil funktioniert dieser Rucksack wunderbar. Hierbei sehe ich sogar den Vorteil, dass sich die Evolite besser den Konturen des Rucksackinnenraumes anpasst während die TAR Rigderest den Torso etwas verformt. Natürlich darf man bei dieser Anwendung keine spitzen Gegenstände in den Innenraum packen. Für mich funktionierte das aber wunderbar.

    Grüße

    Jendrik

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  4. Hallo Jendrik,

    danke für Deinen Kommentar! Carsten und Du haben mich überzeugt! Klappt wunderbar auch ohne Schaumstoffmatte.

    Gruß Matthias

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  5. Hallo,

    welche Größe trägst Du?, bei 515g Größe "S"?, passt aber nicht zu 54l Volumen.
    "Sektionhiker" sagt, dass die reguläre Größe eher klein ausfällt.

    Was sagst du dazu?

    Danke!!

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  6. Hi,
    ich habe den Virga in "regular", also M. Das angegebene Gewicht habe ich selbst auf meiner Briefwaage nachgewogen. Der Hersteller gibt beim Volumen für Größe S 54 L an. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht.
    Der Hersteller gibt für Größe M ca. 550 Gramm an. Bei mir sind es aber definitiv weniger. Liegt vielleicht an "Materialschwankungen". Leichter als die Herstellerangabe ist er bei mir auf jeden Fall!
    Grüße
    Matthias

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