Es gibt viel zu entdecken, vor allem für jene, die sich abseits der von den Touristikbüros beschilderten Wege bewegen. Das bedeutet nicht, dass diese Wege, wie z.B. der Sagenweg unattraktiv sind. Ganz im Gegenteil. Aber abseits wandert keiner mehr und man ist ganz alleine.
Den Pfälzer Wasgau kann man durchaus mit Südschweden vergleichen: viel Wald, unzählige Wanderwege, Schutzhütten, viele Seen und Bäche und viele Brunnen und Quellen. Das Waldgebiet ist nur nicht so groß.
Blick vom Rehberg auf Anebos (mitte) und Münz (rechts). Links der beiden Burgen liegt der Trifels (nicht im Bild). Im Bildhintergrund die Rheinebene. |
Im Wasgau kann man problemlos mit dem Zelt ein oder zwei Wochen unterwegs sein, ohne einen Tropfen Wasser kaufen zu müssen. Sauberes Trinkwasser gibt es hier fast überall. Die meisten Brunnen und Quellen sind in den Wanderkarten eingezeichnet, manche findet man aber erst, wenn man darüber stolpert. Und die meisten Dörfchen und Weiler verfügen über Brunnen.
Brunnen bei Hauenstein |
Eine Quelle bei Dahn |
Auch in kleinen Dörfern gibt es überall Wasser. Hier einer von unzähligen Dorfbrunnen in Niedersteinbach. |
Essen nimmt man entweder im Rucksack mit oder man vertraut der pfälzer und elsässer Gastronomie. Im Elsass kocht man in der Regel etwas feiner als in der Pfalz, dafür ist es aber auch teurer. An den Wochenenden und an Feiertagen haben die meisten Pfälzer Wald Hütten geöffnet und für wenig Geld kann man ausreichend essen.
Übernachten kann man in kleinen Hotels, Pensionen, Naturfreundehäusern, Hostels, PWV-Hütten und Jugendherbergen. Selbstverständlich gibt es den ein oder anderen Campingplatz und die gebührenpflichtigen Trekkingplätze mit Plumpsklo und Feuerstelle. Tja, und Burgruinen und Schutzhütten und Felsen laden zum Übernachten ein.
In Schutzhütten schläft es sich auch ganz gut. Hier gab es nachts ein Kauz- und ein Eulenkonzert gratis. |
Das ist schon fast ein Wochenendhaus. Hat sogar einen Holzboden. |
Liegt einfach nur schön und ruhig. |
Den Wasgau kann man von Norden und Osten mit der Bahn gut erreichen. Die Haltestellen in z.B. Hauenstein, Annweiler, Neustadt a.d.W., Bad Bergzabern und Wissembourg im Elsass bieten sich hier an. Somit kann man in einer Woche von Bahnhof A nach B quer durch den Wald wandern. Die Tourenplanung ist dadurch sehr vereinfacht.
Seen sind überall zu finden. Hier der Schnoogeweiher bei Ludwigswinkel (Schnooge = pfälzisch für Schnake) |
Der Pfalzwoog bei Ludwigswinkel mit dem Lindelskopf im Hintergrund |
Der Etang de Fleckenstein bei Lembach |
Wer den kennt, ist ein echter Pfalzkenner. Wir verraten nicht, wo er sich befindet und wie er heißt! |
Die Pfälzer und Elsässer sind sehr offen und gesellig. Jeder grüßt jeden im Wald. Wer nicht grüßt, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Stadtbewohner aus der Rheinebene. Dort kennt man anscheinend kein Waldbenimm.
In den dichten Wäldern kann es auch im Sommer sehr schattig sein. |
Wir, die Holistic Hiking Agency, waren im Sommer und in den Herbstferien jeweils eine Woche mit dem Tarp im Wasgau. Hier erhälst Du ein paar Eindrücke und Impressionen von unseren Wanderungen. Eine genaue Wegebeschreibung haben wir nicht erstellt. Jeder sollte das für sich selbst in Angriff nehmen. Ist auch bei der Fülle der Möglichkeiten ganz einfach. Einfach die Wanderkarten Westlicher und Östlicher Wasgau kaufen und planen. Der nördliche Teil des Elsass ist ebenfalls darauf abgebildet.
Ein herrlicher Herbstmorgen auf dem Gr. Eyberg bei Dahn mit Blick nach Osten. |
Wald hat etwas beruhigendes
Man kann im Wasgau stundenlang durch den Wald ziehen und die Stille absorbieren. Ja, hier gibt es noch absolute Stille ohne Autolärm und sonstigem Krach!
Die unzähligen Aussichtsfelsen und Burgruinen bieten wunderschöne Aussichten bis zum Straßburger Dom und zum Schwarzwald.
An Wald und Höhenmetern mangelt es nicht. |
Aber auch die Täler sind ganz ansehnlich. Orchideen kann man problemlos finden. |
So sieht Entspannung aus! |
Und zwischendurch mal deftig essen und trinken in einer Hütte des PWV. Das Pfälzische ist wie gehabt für alle Auswärtigen untertitelt:
Wir sitzen vor der Hütte bei 30 Grad im Schatten. Das Weizenbier füllt den Flüssigkeitsverlust unserer Wanderung langsam wieder auf. Der Salzgehalt des Saumagens und das Sauerkraut verlangen ein weiteres Bier.
Hinten links lassen sich zwei korpulente Paare in den Fünfzigern auf den Bänken nieder.
"Isch nämm de Rollbrode! Awwer nur mit mindeschdens zwäh Knedel! Ohne zwäh Knedel nämm isch ne nätt!",
[Ich bestelle den Rollbraten! Aber nur, wenn mindestens zwei Knödel dabei sind! Mit weniger als zwei Knödeln, nehme ich ihn nicht!]
sagt sie zu ihm, der gerade in die Hütte gehen will, um zu bestellen.
" Ja is OK. Isch fro se mol do drinn, wieviel Knedel debei sinn. Awwer des mache die bestimmt."
[Ja, ist in Ordnung. Ich frage mal drinnen nach, wie viele Knödel dabei sind. Aber das lässt sich bestimmt einrichten]
"De Rollbrode nämm isch nur mit mindeschdens zwäh Knedel! Ohne zwäh Knedel nämm isch ne nätt!"
[Denn Rollbraten bestelle ich nur, wenn mindestens zwei Knödel dabei sind! Bei weniger als zwei Knödel, nehme ich ihn nicht!]
" Ja is klar. Isch fro se mol. Des mache die bestimmt!"
[Ja, ist klar. Ich frage mal nach. Das lässt sich bestimmt machen!]
"Awwer nur mit mindeschdens zwäh Knedel! Ohne...".
[ Aber nur mit mindestens zwei Knödeln! Ohne...]
Er dreht sich um und geht in die Hütte, ohne sei Frau den Satz zum dritten Mal zu Ende sprechen zu lassen.
Nach ein paar Minuten kommt er mit den Getränken auf dem Tablett wieder heraus.
" Unn? mache se mindeschdens zwäh Knedel?"
[Und? Gibt es mindestens zwei Knödel dazu?]
" Ja, isch hab mit ne gesproch. Die mache da sogar drei Knedel druff!
[Ja, ich habe mit der Bedienung gesprochen. Du bekommst sogar drei Knödel dazu!]
"Ja, weil ohne mindeschdens zwäh Knedel will isch des nätt!".
[Genau. Mit weniger als zwei Knödeln will ich den Rollbraten nämlich nicht!]
Mit trotziger Siegesmiene greift sie sich ihr Glas.
Mit einem " Ja isch wäss!" [ Ja, ich weiss!] trinkt er einige Schluck seines Bieres.
Plötzlich krächzt aus dem Lautsprecher die Küche:
"Die neu, bitte!"
[ Die Nummer neun bitte zur Essensausgabe!]
Die Dame gegenüber unserem Herrn steht wie vom Blitz getroffen auf und begibt sich in die Hütte. Kurz darauf kommt sie mit dem Essen für sich und ihren Mann wieder zurück. Die anderen beiden starren gebannt auf ihre vollen Teller.
Sie schaufelt sich ohne hochzuschauen eine riesige Portion Wurstsalat zwischen die Kiemen. Die Gabel ist für ihre Happen zu klein. Ein Salatbesteck wäre definitiv die bessere Wahl!
Plötzlich krächzt der Lautsprecher wieder:
"Die zeh!".
[ Die Nummer zehn bitte zur Essensausgabe!]
Das Paar, das noch hungrig auf das Essen wartet, schaut sich fragend an
" Was hat se gsah? Hasch Du des vastonn?"
[Was hat sie gesagt? Hast Du die Ansage verstanden?]
, worauf er unsicher erwidert:
"Nä, kä Wort. Isch wäss nätt, was fa e Nummer des war!"
[Nein, kein Wort habe ich verstanden. Ich weiss nicht, welche Nummer die ausgerufen haben!]
Sie schaut die andere Dame um Hilfe suchend an. Mit dem Wurstsalat ist sie schon gut durch.
Gerade hat sie wieder den Kopf über dem Teller abgesenkt, um die gigantische Portion auf der Gabel verlustfrei in den aufgerissenen Mund führen zu können. Es sieht aus, wie wenn der Bauer mit der Mistgabel das Heu auf den Wagen lädt.
Sie schließt den Mund, um das herausfallen des Salates zu verhindern. Längliche rosafarbene Wurststücke hängen ihr bestimmt zwei Zentimeter aus dem Mund. Ja und in diesem Moment kam die Frage ihrer Freundin.
Da sie jetzt nicht reden konnte, ohne die kostbare Wurstsalatfracht wieder zu verlieren, hob sie langsam den Kopf, die Wurststücke noch immer aus dem Mund hängend wie die Barten eines Blauwals.
Sie schaute ihrer Freundin in die Augen und schüttelte den Kopf von rechts nach links, um ihr zu signalisieren, sie habe auch nicht verstanden, welche Nummer ausgerufen wurde. Dabei wackelten die Barten, also ich meine die Wurststücke, etwas zeitversetzt von links nach rechts. Sie brachte daraufhin den Kopf wieder knapp über den Teller und schob mit der Gabel die fleischfarbenen Wurstfranzen vorsichtig in den Mund.
Da sagte ihr Mann wiederum: "Ei des war die zeh! Des sinn doch ihr!"
[Das war doch die Nummer 10! Ihr habt doch die Nummer 10!]
Die fragende Dame schoss wie von der Elwetritsch bebissen in die Hütte und brachte die fehlenden beiden Essen (" De Rollbrode mit drei Knedel!") mit.
Zwischenzeitlich begannen wir ein Gespräch mit unseren Banknachbarn, einem sehr alten Ehepaar, beide nach eigener Aussage Mittachtziger.
" Jo, isch fahr imma noch Auto. Was solle ma mache? Ohne Auto kommsche nirgens hie. Es geht halt nimmie so gut, awwer es geht noch so a bissl. Unn do komme ma immer zum Esse ämol in de Woch hie."
[Ja klar, ich fahre in meinem Alter immer noch Auto. Was soll ich machen? Ohne Auto kann man es hier nicht aushalten. Es klappt mittlerweile nicht mehr so gut, aber ein bisschen kann ich noch fahren. Wir fahren dann einmal in der Woche zum Essen hierher.]
Da die nette alte Dame kaum ihre Kaffetasse in der Hand halten konnte, fragten wir uns, wie sie überhaupt noch Autofahren kann.
" Frieher homme do im Wald immer Blaubeere gesommelt. Mir honn jo nom Griesch nix onneres gehat! Do simma als hämkomm mit acht Pund Blaubeere! Womma die als gäss honn, homme noch zwäh Da long blau geschiss!".
Früher sammelten wir immer Blaubeeren im Wald. Nach dem Krieg hat man ja nichts anderes zu Essen bekommen! Am Tag haben wir bis zu 4 Kg Blaubeeren gesammelt! Nach dem Verzehr war unser Stuhlgang noch zwei Tage lang blau gefärbt!]
Glücklicherweise waren wir mit dem Essen sowieso schon fertig und unser Bier ging zur Neige. Wir bedankten uns bei den Beiden für das angenehme Gespräch, verabschiedeten uns und versuchten, das Kopfkino zum Stehen zu bekommen...
Die Fladensteine bei Bundenthal sind schon sehenswert. |
Auch der Kaletschkopf bei Dahn bietet skurrile Felsformationen. |
Der Herbst hält so langsam Einzug |
Das Mäuerle bei Nothweiler. Auf dem Berg links im Hintergrund liegt die höchste Burg der Pfalz, die Wegelnburg. |
Direkt an der Wegelnburg. Nur drei Stunden früher. |
Die Madenburg mit Blick zur Rheinebene. |
Der Berwartstein bei Erfweiler |
Auf dem Wittschlössel bei Obersteinbach |
Auf der Anebos mit Blick zum Trifels |
Und natürlich die Reste der Militärarchitektur des 2. Weltkrieges auf einem Gipfel bei Dörrenbach. |
Die Petit Arnsbourg oberhalb Obersteinbach |
Die riesige Froensbourg bei Niedersteinbach |
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