Diese Etappe ist schön, aber sehr hart. hart im wahrsten Sinne des Wortes. Die knapp 29 km sind auf Asphalt zu abolvieren. Man folgt einfach der Uferstraße. Es ist dort im Herbst so gut wie kein Verkehr, aber Asphalt ist nun mal Asphalt. Gelohnt hat es sich trotzdem.
Die Burg von Lochranza bei Ebbe |
Ein Friedhof mit Aussicht über den Mull. |
Wolkenbruch über dem Mull of Kintyre. Spektakulär, wie dunkel es plötzlich wird und wie hell, wenn die Sonne ein Loch in der Wolkendecke findet. |
Gegen Ende der Wanderung gelangt man nach Machrie Moor. Machrie Moor ist absolut sehenswert. Auf dem Gelände befinden sich mehrere Neolithische Steinkreise und diverse Gräber aus der Bronzezeit. Sie sind nicht so groß wie Stonehenge, aber sie leben von ihrer besonderen Atmosphäre. Sie scheinen mit der Landschaft zu interagieren. Sie sind in die Landschaft integriert. Das war anscheinend von den Erbauern beabsichtigt.
Die Ausrichtung der Menhire auf markante Elemente der Landschaft, wie hier ein Berg, sind nicht zufällig. |
Die Form und das äußere Erscheinungsbild der Menhire ist ebenfalls kein Zufall. Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Formen an bestimmten Standorten ausgewählt wurden. Solche Steine haben eine Sichtseite (Gesicht) und eine Rückseite. Ihre Wirkung auf den Betrachter ist von jeder Seite anders. Für Interessierte die wissenschaftliche Untersuchung bei Amazon dazu. |
Hier handelt es sich bestimmt um die drei Hexen aus Macbeth, nur eben versteinert. |
Der Menhir rechts sieht aus wie ein versteinerter Blitz. |
Sehr eindrucksvoll. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, kann man die verschiedenen Kreise bei unterschiedlichem Wetter wahrnehmen. Schauer und Sonne liegen in Schottland nahe beieinander. |
Blackwaterfoot nach Lagg
Wir beginnen die heutige Etappe, indem uns unser Gastwirt wieder zurück nach Machrie Moor bringt. Von dort setzen wir die Wanderung fort. Der Weg führt an den Resten eisenzeitlicher Rundhäuser vorbei an die Steilküste. Die Steilküste in Arrans Westen ist vom Wasser unterhölt. Die Höhlen sind beeindruckend groß
Auf dem Weg zum Strand |
Die Höhlen wurden in unsicheren Zeiten auch als Kirchen genutzt. |
Blick nach draußen. |
Sieht aus wie der Fuß eines Dinosauriers. |
Die Steilküste mit ihren skurrilen Felsen und Höhlen ist knapp 20 m hoch. 20 m hat sich der Fels nach der letzten Eiszeit gehoben. Was heute die Felsoberfläche ist, war früher aus Eis- bzw. Wasserhöhe. Unvorstellbar, mit welchem Gewicht das Eis das Land nach unten gedrückt hat!
Der Strandweg. Der Berg in der Bildmitte wird von einer eisenzeitlichen Festung gekrönt (Dun). |
Der Weg selbst ist ab jetzt nur noch ein Trampelpfad am Wasser entlang. Gesehen haben wir Blindschleichen und Wasserotter. Dazu natürlich unzählige Vogelarten, die wir nicht bestimmen können. Das Zusammenspiel zwischen der rauen Landschaft, dem Wetter und dem ständig wechselnden Lichteinfall verleihen Arran einen magischen Reiz, der nicht ohne Wirkung bleibt. Man fühlt sich fast wie in einem Zauber- oder Märchenland. Die antiken Denkmale tragen einiges zur mystischen Atmosphäre bei.
Das Dun. Der obere Rand war in der Eiszeit auf Wasserhöhe. |
Blick vom Dun. am Horizont die Halbinsel Kintyre. |
Echter Sandstrand gehört dazu! |
Dann endet der Weg. Es geht aber immer am Wasserrand entlang. Verlaufen kann man sich nicht. |
Blick auf die Insel Pladda. Dort steht noch ein Leuchtturm. |
Lagg nach Whiting Bay
Nach dem gemütlichen Abend im Pub empfing uns das schottische Wetter mit Dauerregen und heftigen Winden. Unglücklicherweise versprach unsere Gezeitentabelle Flut im Gebiet von Kildonan. Wir konnten hier nicht mehr dem offiziellen Weg folgen und mussten eine eigens dafür eingerichtete Alternativstrecke gehen. Die ist im großen und ganzen nur eine trostlose Notlösung. Wer Zeit genug hat, wartet in Lagg besser auf die Ebbe.
Die Inlandvariante, wenn die Gezeiten keine Küstenwanderung zulassen. |
Der Alternativweg folgt einfach einer Schotterstraße. |
Kurz vor Whiting Bay |
Ein Höhepunkt der Inlandvariante: Glenashdale Falls |
Malibu. Ähm, Entschuldigung: Whiting Bay |
In Whiting Bay hatten wir schon einen Tag vorher einen Platz im Restaurant gebucht. Das war auch dringend notwendig. Es war komplett ausgebucht. Nach dem Essen wussten wir auch warum: es war unglaublich lecker! Und das in Schottland! Hut ab!
Wir übernachteten im Pub oberhalb des Schankraums. Von unten drang der dumpfe Bass der im Pub gespielten Musik nach oben in unser Zimmer. Zum Glück hatten wir Ohropax dabei und alles war gut.
Dann plötzlich Fernsehen in einer Lautstärke, als stände jemand im Zimmer und würden einen anschreien. Wir standen senkrecht im Bett.
Es kam aus unserem Nachbarzimmer.
Wir zogen uns wieder an und klopften nebenan.
Klopf, klopf!
Keine Reaktion.
Klopf, Klopf! Klopf, Klopf!
Jetzt rührte sich etwas im Zimmer. Müde Schritte schlurften zur Tür. Es öffnete ein Herr so um die 55 Jahre alt. Er hatte einen müden und trägen Gesichtsausdruck, der nicht allzuviel Intelligenz versprach. Wir versuchten es trotzdem:
Could you please switch off your TV or reduce the noise level? We can sleep in our room. It's so loud!
Wir warteten auf seine Antwort. Es kam keine. Hat er uns nicht verstanden? Er blickte uns noch immer aus den hohlen Augen an.
Gerade wollten wir unser Sätzchen noch einmal wiederholen, da nickte er bedächtig mit dem Kopf, schloss die Tür wieder und wir konnten hören, wie er wieder auf seinen Sessel schlurfte. Tatsächlich machte er sein TV leiser.
Zurück im Zimmer konnten wir immer noch jedes Wort hören.
Daher beschlossen wir, das Problem der Barkeeper zu schildern. Vielleicht könnte er etwas erreichen.
Die Dame hinterm Tresen wusste auch gleich von wem wir sprachen.
Oh, yes it's this guy. He is here in the same room every autumn for mor than 20 years! He is a little bit .... you know what I mean?
Wir wussten, was sie meinte, da sie neben ihrem Kopf mit ihrem Zeigefinger eine kreisende Bewegung machte.
I will go upstairs and see what I can do for you.
Nach fünf Minuten kam sie mit einem breite Grinsen wieder herunter und bedeutete uns, dass wir nach oben könnten, die Luft wäre rein.
So war es auch und wir noch einen guten Restschlaf.
Whiting Bay nach Brodick
Unsere letzte Etappe. In nur wenigen Stunden sollte sich unser Wanderkreis schließen. Es regnete nicht mehr und wir machten uns auf den Weg.
Blick von Lamlash auf Holy Isle. Auf Holy Isle befand sich im 13. Jhd. ein Kloster, heute wohnen dort buddhistische Mönche |
Lamlash |
Blick zurück nach Lamlash |
Nach Brodick ist es nicht mehr weit. Im Hintergrund der Goatfell. An der Küste hier gibt es keinen Weg mehr. Verlaufen kann man sich trotzdem nicht. |
Eine traumhafte Küstenwanderung! |
Und nach einer anbwechslungsreichen Wanderwoche sind wir auch schon wieder in Brodick.
Arran ist eine Reise wert!
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