Sonntag, 4. Dezember 2016

Padjelantaleden- bleibt ein Traum!

Padjelantaleden- bleibt ein Traum:

Aussicht von einer Hängebrücke auf das Akkajaure-Gebiet.



Schau`s dir an und träume! Das Bergmassiv Akka am Ufer des Akkajaure
 
Wandern zwischen duftenden Polarbirken.

 

Was und wo?

Padjelanta ist  angeblich der größte und am wenigsten begangene schwedische Nationalpark im Polarkreis.
Er befindet sich im nördlichsten Schweden, an der norwegischen Grenze und ist Teil des UNESCO-Welterbes Laponia.
Dieses Gebiet ist ursprünglich von den Lule-Samen bewohnt, deren Sprache die Ortsbezeichnungen prägt. "Padjelanta" bedeutet "höheres Land", da es sich um eine gebirgige Hochebene handelt, die die Seen Vastehjaure und Virihaure umschließt (ca.1000m ü.M).
Das majestätische Bergmassiv AKKA ist das Wahrzeichen des Nationalparks. Der Name entstammt der samischen und finnischen Sprache und rekurriert auf die Muttergottheit, die dieser Berg verkörperte (`Maderakka`, zu dt: Altes Weib).
Vielleicht kennt ihr "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" von Selma Lagerlöf. Die Anführerin der Wildgänse war die weise Akka von Kebnekaise. Frau Lagerlöf ließ sich hier von der majestätischen Akka inspirieren.


Ein Spaziergang rund um die Akkastugan: Atemberaubend!

Der Padjelantaleden...

ist ein 140 km langer Wanderweg, der über eine gebirgige Hochebene von Ritsem im Norden nach Kvikjokk im Süden führt. Hier trifft man auf den Kungsleden.

Der Weg gilt als wenig begangen und durchquert die typische Fjälllandschaft: Sümpfe, Wälder, Flüsse und Seen. Die Etappengestaltung richtet sich nach den Hütten bzw. Zeltmöglichkeiten, die an die Hütten gekoppelt sind (zwischen 12 und 24km).Informationen erhält man sowohl im Internet als auch durch Wanderführer in Buchform (englisch und deutschsprachig!).

Die Markierung ist ein orangefarbender Punkt.
Die typischen Holzbohlen. Man beachte den orangefarbenen Punkt.
Wann ist der richtige Reise-Zeitpunkt?

Laut Reiseliteratur: Anfang Juli.
In der Praxis gibt es leider keine goldenen Regeln an die sich das Klima hält.
Es stellte sich heraus, dass man sehr flexibel sein, und Alternativen kennen sollte. Als wir unsere Wanderung antreten wollten, hatte gerade erst das Tauwetter begonnen!

Das Übernachten...

ist möglich in Hütten. Außerhalb des Nationalparks werden diese vom Schwedischen Toutistikverband betrieben. Wer im STF Mitglied ist, bekommt 10% Ermäßigung in Hütten und Transportmitteln, die der STF betreibt (z.B.die Fähre über den Akkajaure).
Im Nationalpark betreiben die Sami die Wanderhütten.Um die Hütten herum gibt es auch Zeltplätze. In den Hütten kann man die Küche nutzen. Außerdem gibt es Plumpsklos.

Unser Zelt vor der Akka-Stugorna

Die Ausstattung

Wir hatten "Big Agnes/ Copperspur" dabei und unsere komplette Daunenausstattung für die Nacht.  Wind- und wasserfeste Ausstattung für den Tag ist natürlich von Nöten: möglichst leicht, schnelltrocknend und unverwüstlich. Wasser gibt es- wie immer in Schweden -gratis in Hülle und Fülle.

Die Anreise...

ist ein kleines Abenteuer. Und zwar in jeder Hinsicht:
Man nutzt verschiedene Verkehrsmittel, die aber aufeinander abgestimmt sind.

Wir flogen von Köln aus  nach Stockholm, wo wir in ein Flugzeug der Firma "Nextjet" umstiegen, die in ganz Nordskandinavien aktiv ist.
Leider war in unserem Fall die Crew abhanden gekommen.- Nein das ist kein Witz! -Das wurde uns von offizieller Seite so erklärt, nachdem wir stundenlang in der Nextjet-Wartelounge gewartet hatten. Das Unternehmen "Nextjet" zahlte uns eine Übernachtung in einem Flughafenhotel und stellte am nächsten Morgen eine Maschine samt Crew bereit. Die Besatzung erklärte noch einmal, dass das Personal vom Vorabend nicht auffindbar gewesen sei und entschuldigte sich stellvertretend.
Unser Ziel war Gälliväre, eine Stadt 70 km nördlich des Polarkreises.-Alles andere war Nebensache.

Gällivare Airport - ursprünglich ein Militärflughafen

In der Nähe des Campingplatzes kann man besichtigen,wie die Ureinwohner lebten.


In diesem Pfahlbau befinden sich Schlitten/ Kajaks.




Der Schnee- und Eiswelt hervorragend angepasst.





In Gällivare wurde Eisenerz abgebaut, damit die Kriege dieser Welt Nahrung hatten. Nichts war /ist wichtiger als dieser Bahnhof.
Triste, arme Stadtmitte? Die Bewohner dieses Häuschens haben eine andere Perspektive!
Der Bahnhof und seine Umgebung sind das Schönste an Gällivare. Der Ortskern wirkt trist, grau und verlassen.


 In Gällivare...

mussten wir eine Nacht auf dem Campingplatz nächtigen, um am nächsten Tag in den Linienbus nach Ritsem zu steigen. Der Campingplatz war schwedische Spitzenklasse. In der dortigen Küche kochten wir uns eine feine Mahlzeit und nahmen die vermeintlich letzte Dusche...
Unser Ziel war Ritsem, alles andere war Nebensache!!!!

Die kleinwüchsigen Birken sind typisch für diese Landschaft.



Die Busfahrt nach Ritsem...


ist eine visuelle Einführung in das Polargebiet: Man beobachtet wie endlose  Mischwälder von immer kleinwüchsigeren Kiefern-bzw. Birkenwäldchen abgelöst werden. Der Himmel wird scheinbar höher und weiter, das Himmelsblau wirkt härter, strahlender und kälter als gewohnt.
Hin- und wieder musste der Busfahrer auf die Bremse treten, um Rentiere über die Straße zu lassen.
Der Busfahrer, ein Sami (langer geflochtener Haarzopf, mit bunten Lederbändern verziert, mandelförmige Augen) mit guten Englischkenntnissen, erzählte gern über die Gegend und gab Tips zum Austreten: "Here in the far North, you have to be fast!"


Die Vegetation passt sich an.


Er belieferte einzelne, völlig abgelegene Haushalte  mit Post und schien die Empfänger alle persönlich zu kennen. Diese warteten bereits an den Bushaltestellen.
Der Fahrer berichtete, dass diese Gegend einmal eine einmalige Natur gehabt habe.
Bis die staatliche Energiefirma Vattenfall kam, um ein Gezeitenkraftwerk zu bauen. Man habe im Akka-Tal einen See aufgestaut und lasse alle paar Stunden den Wasserstand sinken. Der Pegelstand wechselt mehrere Male am Tag für mehrere Meter. Für diese Maßnahme musste der Ort Ritsem "umziehen".
Aber den ursprünglich dort lebenden Tieren ging es so richtig an den Kragen, da weder sichere Behausungen (an der Küste) noch Nahrung erhalten blieben. Die Küste war mit Granitwackern aufgeschüttet, sodass von "natürlich" keine Rede mehr sein kann.
An der Fähranlegestelle Ritsem war unsere Endhaltestelle. Nun warteten wir die Fähre ab, die uns in den Padjelanta übersetzen sollte.
Wir hatten noch eine halbe Stunde Wartezeit, in der wir die Aussicht auf unser Wandergebiet genießen konnten- sie machte uns sprachlos, war einfach überwältigend.
Mit uns waren vier weitere Personen ausgestiegen: ein neunzehnjähriger Bergsteiger, der extrem nervös und völlig überladen, noch am selbigem Tag die Akka besteigen wollte! Da er so nervös war, redete er viel.
Dann waren da noch zwei Männer und eine Frau aus Frankreich, die ebenfalles den Padjelantaleden wandern wollten.

 Unser Ziel rückte immer näher: die Akkastugorna. unsere erste Tagesetappe. -Alles andere war Nebensache!



Wir sind ein bisschen aufgeregt, als sich die Fähre dem Anleger nähert.


Auf der Fähre...

klärte uns ein junger Smutje darüber auf, dass wir unsere Wanderung nicht antreten könnten, da noch zu viel Schnee liege. Mit zurücknehmen könne man uns allerdings auch nicht,da man nun ein anderes Ziel habe.

Sämtliche Personen, die bis zu diesem Zeitpunkt ihre Tour angetreten hätten, seien spätestens nach der zweiten Hütte zum Umkehren gezwungen gewesen. Die Schneelasten hätten Brücken zum Einstürzen gebracht. Die beginnende Schneeschmelze führe zu unsichtbaren, reißenden Strömen unter der Schneedecke. Diese seien für Wanderer eine unberechenbare Gefahr. Das Touristenbüro warne ausdrücklich davor, eine Wanderung auf dem Padjelantaleden zu beginnen!

Nun ja, diese Info hat uns erst mal  nachdenklich gemacht. Wir beschlossen, zur Akkahütte zu laufen, dort zu zelten, um am nächsten Tag zurück nach Gällivare zu fahren.

Das, was wir auf unserem Weg zur Akkahütte sahen, zeigen wir euch hier:


Im Unterholz konnte man Lemminge hören und sehen.

Ein sonniger Tag!


Schade, dass man diesen herrlichen Birkenduft nicht verschriftlichen kann.


Ein Hinweisschild warnte: Diese Brücke nur einzeln betreten!



Das haben wir brav gemacht, da einige Holzbohlen bereits fehlten. Übrigens war das unser Spaziergang am Abend, nachdem wir unser Zelt vor der Akkahütte aufgeschlagen hatten.


Mit der Fähre setzten wir am nächsten Morgen wieder über nach Ritsem, fuhren mit dem Linienbus zurück nach Gällivare und reservierten uns telefonisch eine Karte für den Fern-Zug von Gällivare nach Uppsala.
Die bereits gebuchte Karte von Abisko nach Stockholm konnten wir ohne Umstände zurückgeben.
Das war so unkompliziert, dass man als Kunde der Deutschen Bahn ins Staunen gerät!
Die 17 Stunden Fahrzeit von Gällivare nach Uppsala verbrachten wir in einer komfortablen Liegewagen-Kabine. Die Dusche in diesem Zug war luxuriös holzvertäfelt und bequem.

In diesem Schlafwagenabteil von Gällivare nach Uppsala, endete unser Padjelanta-Abenteuer.Wir hatten uns kurzfristig für den Upplandsleden entschieden.

Am nächsten Morgen sprangen wir in Uppsala aus dem Zug. Dort machten wir uns klar, dass ein paar brütend heiße Wochen bevorstehen würden. Also sendeten wir die Daunensachen nach Deutschland zurück.
Nachdem ich mir einen Bikini gekauft hatte, besorgten wir uns einen Upplandsledenreiseführer auf Schwedisch und begaben uns durch das Stadtzentrum auf den Upplandsleden.

Fazit: Bei Wanderungen ins Polargebiet sollte man immer eine Alternative im Hinterkopf haben. Schweden ist voller solcher Ausweichmöglichkeiten. Es sei denn, man will sich etwas beweisen...
Wir haben im Zug einen Wanderer getroffen, der trotz Warnungen auf dem Padjelanta loswanderte. Ihm war es am zweiten Tag zu gefährlich geworden, sodass er nach zwei Tagen abbrach.
Die drei Franzosen, die mit uns in der Fähre übergesetzt waren, hatten sich für das Wandern entschieden.
Der Hüttenwirt der Akka-Hütte hatte ihnen prophezeit, dass man sich in spätestens zwei Tagen wiedersehen würde.


Padjelanta bleibt weierhin unser Traum!


Dieser einzige Tag am Akkajaure war traumhaft schön, was natürlich auch an  herrlichen Wetter lag.




















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen