Samstag, 19. Mai 2018

Gear Review: Voycontigo Chala EVO 4.0 XRD vs. Luna Sandals Oso Flaco - Wandersandalen für Barfußgeher?

Chala-la-la-la-la! (Teil 3)


Im letzten Teil meiner Chala/ Hurache-Reihe teste ich den Platzhirsch Oso Flaco von Luna Sandals und den deutschen Herausforderer Voycontigo Chala EVO 4.0 XRD. Beide Sandalen werden von den Herstellern für das Wandern und für's Trailrunning angepriesen. Beide Schuhe habe ich intensiv als Wanderschuhe und ein bisschen als Laufschuh ausprobiert.

Ganz am Ende meines Tests schreibe ich über meine Erfahrungen zu Wander- /Laufsandalen. Macht sowas überhaupt Sinn, welche Nachteile hat man, welche Vorteile?

Links seht Ihr die Luna Sandale, rechts die Voycontigo Sandalen. Die Klettbänder links Außen liefert Luna serienmäßig mit und dienen dem sichereren befestigen der Sandale am Fuß, Eine sehr gute Idee!


Lasst Euch überraschen und lest weiter!



Der Platzhirsch: Luna Sandals Oso Flaco - hier kommt so schnell keiner dran vorbei

In Größe 8 wiegen die Schuhe (Paar) mit den beiden Zusatzbändern 393 Gramm. Die Sohle ist 11,5 mm dick.
Beide Sandalen haben eine Vibramsohle spendiert bekommen. Während die des Luna (links) sehr stark profiliert ist, fällt die des Voycontigo sehr filigran aus und läuft sich schnell ab.

Die Riemen des Luna werden durch eine Aussparung im Profil geführt, so dass man beim gehen nicht ständig auf die Riemchen tritt. Die Riemen selbst sind aus Nylon und nicht elastisch. Im Fersenbereich ist ein weiches Polster angebracht, das sehr gut vor "Reibereien" schütz.

Rechts seht Ihr den gepolsterten Fersenbereich und links davor das mitgelieferte Klettbändchen, das für perfekten Halt sorgt.


Die Sandale sitzt (wenn man nach einigem Ausprobieren mal die passende Einstellung gefunden hat) sehr gut am Fuß und man verliert sie beim Gehen nicht. Für Trailrunner sind die beiden mitgelieferten Klettbändchen eine zusätzliche Befestigungsmöglichkeit, die die Sandale in jeder Situation am Fuß hält. Wanderer werden dies nicht benötigen.

Die Sohle des Luna verformt sich auch nach starkem Gebrauch nicht, der Voycontigo nimmt auf Grund der Lederobersohle eher die Fußform an.



Der Herausforderer: Voycontigo Chala EVO 4.0 XRD - war ein Versuch wert!

Die Voycontigo-Sandale (Paar) wiegt bei gleicher Schuhgröße 322 Gramm. Die Sohle ist 8,5 mm dick.

Rechts sehr ihr den elastischen Teil des Riemens im Fersenbereich, das Äquivalent zum Fersenpolster des Luna.


Das Obermaterial besteht aus sehr hautfreundlichem Leder. Die Riemen sind ebenfalls aus Nylon, mit einem elastischen Teil im Fersenbereich (anstelle dem Polster des Luna).

Hier ist gut erkennbar, wie die Voycontigo-Sandale sich nach starkem Gebrauch etwas verformt.


Die Sohle hat keine Aussparungen für die Riemen und daher läuft man immer darauf. Die Riemchen werden daher nicht ewig halten.

Die Voycontigo-Sandale habe ich direkt nach Lieferung auf dem Donnersberg-Wandermarathon einem Härtetest unterzogen. Hier ist das Ergebnis nach 20 km:

Nach den ersten 20 km löste sich die Sohle ab. Zum Glück hatte ich ein paar Ersatzschuhe dabei!
Den Schuh habe ich wieder zurückgeschickt und nach 14 Tagen hatte ich ein paar neue Sandalen. Die neuen Sandalen halten bis heute, es scheint sich hier um einen einmaligen Produktionsfehler gehandelt zu haben. Ärgerlich ist es trotzdem!

Und nun: der direkte Vergleich!

Wisst Ihr, was ich nie geschafft habe?

Dass die Vocontigo-Sandale am Fuß bleibt!

Beim berghoch Gehen rutschte mir die Sandale alle 5 Minuten von der Ferse. 
Nun werdet Ihr einwenden: "Junge, sind Dir schon mal die Schnallen aufgefallen? Mit der richtigen Einstellung rutschen die Sandalen nicht mehr vom Fuß!".

Nun ja, auch das habe ich ausprobiert, es half aber nichts. Natürlich kann man die Riemen so zuballern, dass die Sandale nicht mehr vom Fuß fällt, aber dann darf man sich nicht über blau angelaufene Füße mit Blutstau wundern.

Liebe Leserinnen und Leser, das Problem ist der elastische Einsatz beim Vocontigo im Fersenbereich. Er ist zwar sehr angenehm auf der Haut, führt aber dazu, dass man die Sandale nicht vernünftig am Fuß festmachen kann.

Ich übertreibe nicht! Alle paar Minuten muss man das Riemchen wieder über die Ferse ziehen. Das nervt beim Wandern, Trailrunning darf man getrost vergessen.

Hier gut zu sehen: der Voycontigo ist breiter geschnitten als die Luna Sandale. Aber auch die Luna - Sandale sollte jeden breiten Fuß noch gut beherbergen können!
Die Luna-Sandale hat hier ganz klar die Nase vorne: der Schuh bleibt immer am Fuß, ohne dass man die Riemen zuziehen muss, bis die Knochen krachen!

Bei Regen tuen sich weitere Schwierigkeiten beim Voycontigo auf. Das Leder ist zwar sehr angenehm zur Haut, ist aber bei Regen und Nässe extrem rutschig. Das führte bei mir des öfteren zu der kuriosen Situation, dass ich beim bergab Gehen zur Hälfte von der Sandale gerutscht bin (also seitlich)! 

Dass ich nicht auf die Kauleiste gefallen bin ist gerade alles!

Mit der Luna Sandale ist mir das nie passiert. Das Obermaterial ist leicht strukturiert und verhindert anscheinend, dass sich ein durchgängiger Wasserfilm auf ihr bildet.
Auch hier ist die Luna Sandale klar Punktsieger!

Das Profil des Voycontigo läuft sich sehr schnell ab und auf steinigem Untergrund rutscht man. Ganz im Gegensatz zu Lunas Sandale. Hier habe ich es noch nicht geschafft, größere Abnutzungsspuren zu erzeugen und man rutscht damit nicht. Liegt wohl am griffigeren Profil.

Die Riemchen der Luna Sandale werden unter der Sohle durch eine Aussparung im  Profil geführt, so dass man nicht darauf gehen muss. Bei Voycontigo muss man immer auf den Riemen gehen. Diese nützen sich durch die Belastung stark ab und sind irgendwann durchgescheuert. Das habe ich nach einem Jahr zwar noch nicht geschafft, aber so einen Schuh will man ja auch gerne länger tragen.

Punkte gibt es für Voycontigo, weil die Sohle etwas dünner ist.

Fazit

Die Luna Sandalen sind ganz klar die besseren Schuhe. Zumindest was den ernsthaften Einsatz beim Wandern oder Laufen angeht. Für durch den Park zu schlendern reichen auch die Voycontigos.


Gesammelte Erfahrungen zu Sandalen für Barfußgeher

Wenn man gerne Barfuß geht, möchte man sich ungern in Schuhe zwängen. Da es natürlich Situationen gibt, wo man  um Schuhe nicht herumkommt (z.B. Arbeitsleben), ist es schön, dass es sogenannte Barfußschuhe gibt. Sie haben keinen erhöhten Absatz und eine superdünne Sohle. So kann man auch mit Schuh noch auf dem Ballen / Mittelfuß gehen.

Was Sandalen zum Wandern und Laufen auf den ersten Blick so attraktiv macht ist, dass es erstens aussieht wie barfuß und zweitens der Fuß gut gelüftet ist (Fußpilz ade!).

In der Praxis hat sich für mich herausgestellt, dass Chalas / Hurachesandalen für das Wandern und Laufen ungeeignet sind.

Für traditionelle Fersengänger sind diese Sandalen tödlich, da sie im Fersenbereich nicht gedämpft sind. Das merkt Ihr nach 5 km vielleicht noch nicht, aber Ihr werdet Probleme im Knie und der Wirbelsäule bekommen!

Aber für Mittelfußgänger sind die Sohlen einfach zu dick. 7,5 mm und mehr sind definitiv zu viel! Beim Mittelfußgang ist man auf Bodenkontakt angewiesen. Je dünner die Sohle, desto besser und gesünder.

Ich habe mich immer gefühlt, wie wenn ich zwei Platten an den Füßen habe. Unebenheiten im Boden spürt man kaum. 
Ich bin der Überzeugung - das haben meine Jahre im Barfußgehen gezeigt - dass der Körper es nur richtig kann, wenn er ausreichend Kontakt zum Boden hat. Fehlt der, versucht der Körper dies zu kompensieren. Die Beine versuchen so zu tun, wie sie es vom barfuß gehen her kennen, aber das Feedback des Bodens fehlt. Bei mir führt das zu einem "Fehlgang". Meine Beine und Füße bewegen sich mit der Zeit unnatürlich, also nicht so wie sie sollen. Sie versuchen sich, auf das Brett unter meinen Füßen einzustellen.

Auch Laufen habe ich in den Sandalen probiert, aber meine Güte, machen die einen Krach! Die Sandalen krachen wie ein Peitschenschlag auf den Asphalt. Nix für mich!

Als Barfußgänger genießt man hornhautfreie Füße. Mit Chalas kommt die Hornhaut allerdings wieder! Hornhaut am Fuß zeigt, dass irgendetwas mit dem Gang oder mit dem Schuh nicht stimmt -  genau das ist bei Chalas der Fall!

Außerdem wird der Fuß nur von einigen dünnen Riemchen gehalten. Beim bergab Gehen lastet das gesamte Körpergewicht inklusive Rucksackgewicht nur auf dem Riemchen zwischen den Zehen. Das ist bei einem kurzen Abstieg kein Problem, bei größeren Abstiegen - ich rede hier von Abstiegen über 10 Minuten - wird der Druck auf den Zwischenzehenbereich so groß, dass es ernsthaft schmerzt.
Abdrücke der Riemen habt Ihr selbst wenn Ihr die Sandalen schon ausgezogen habt auf den Füßen.

Wie beansprucht die Haut ist, sieht man nicht nur an der zunehmenden Hornhaut, sondern auch an Scheuerstellen auf der Fußoberseite.

Goodbye Chala!

Liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Barfußgehens! Nach jahrelangem Versuch, ein paar passende Chalas zu finden, bin ich zu dem Schluß gekommen, dass es keine gibt!

Druckstellen und Hornhaut hat man immer, entweder rutscht man auf der Sandale oder sie schnürt einem das Blut ab und "Groundfeeling" hat man keines mehr.

Wenn man zum Wandern oder Laufen schon Schuhe anziehen will, dann bitte nur mit superdünnen Sohlen, also nicht mehr als 3 mm. 

Die Chalas lasst Ihr besser im Verkaufsregal stehen...

Es dankt für's Lesen
Matthias


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