Mittwoch, 24. August 2016

Gear Review: Cumulus Quilt 150 und Cumulus Quilt 350 - Anstelle eines Schlafsackes

Der polnische Schlafsackhersteller Cumulus ist für europäische Leichtgewichtswanderer eine Topadresse.  

Auch wenn die Qualität nicht so hoch wie zum Beispiel bei Western Mountaineering ist, kosten Cumulus-Schlafsäcke gerade mal die Hälfte.

Cumulus stellt ferner das variabelste Outdoorschlafsystem überhaupt her. Auf die Idee sind selbst die Amis noch nicht gekommen!
Und Cumulus ist meines Wissens nach der einzige Hersteller für UL-Daunenquilts in Europa.

Und zwei dieser Quilts (aus einer Viererreihe) habe ich mir vor einiger Zeit gekauft und beide über Wochen getestet.

Und das ist dabei rausgekommen...


Der Cumulus Quilt 150. Ein absolutes Leichtgewicht.

Was ist ein Quilt?

Quilts sind im Prinzip auf der Rückseite offen gelassene Schlafsäcke. Sie haben eine echte Fußbox, die sich nicht öffnen lässt. Eine Kapuze fehlt. Mit Spannschnüren kann man den Quilt auf der Isomatte fixieren, damit es nachts nicht zieht. Habe das noch nie gebraucht. Geht wunderbar ohne die Schnüre, da die Quilts im oberen Bereich sehr weit sind. Das obere Ende des Quilts lässt sich mit einem Verschluss zumachen, um auch hier keine Zugluft unter die Decke kommen zu lassen. Auch dies habe ich nie verwendet. Im Zelt benötigt man das nicht. Unter einem Tarp oder im Freien haben die Schnüre und Schnallen gegen Zugluft sicherlich eine Berechtigung.

Der Quilt 150 hat, wie der Name schon verrät, 150 Gramm 850 cuin Daunenfüllung, der Quilt 350 hat 350 Gramm Daunenfüllung.

Der Quilt 150 wiegt 372 Gramm, der große Bruder 587 Gramm. 

Beide Quilts sind aus Pertex Quantum als Obermaterial gefertigt. 

Der 150er ist eine reine Sommerdecke. 

Cumulus gibt eine Komforttemperatur von 9 Grad an. Ich selbst habe bei 7 Grad noch gut geschlafen, allerdings trug ich die Wanderhose, Socken, Shirt und eine dünne Primaloftjacke. Ohne Zusatzkleidung, also nur im T-Shirt ist es für mich bis ca. 12-14 Grad angenehm warm.

Die offene Rückseite des Quilt 150. Hier besteht die Möglichkeit, den Quilt mittels der mitgelieferten Spannschnüre auf der Isomatte zu fixieren.


Mehr als diesen Quilt benötigt man im Sommer nicht. Das lachhaft geringe Gewicht und das minimale Packmaß (passt in eine Handfläche) überzeugen jeden UL-Fan.

Allerdings gibt es einen riesigen Nachteil!

Der Quilt verliert ständig Daunen. Pro Nacht können es schon mal bis zu zehn Stück sein. Das ist ganz schön viel und nach ein paar Wochen Gebrauch hat man anstelle der 150 Gramm  Füllung nur noch 130 Gramm. 

Mein Cumulus Comforter verliert so gut wie keine Daunen. Das Obermaterial ist das gleiche Pertex Quantum. 
Wie kommt das? Ich vermute, es liegt an der Füllmenge. Der 150er Quilt wird mit exakt dem gleichen Schnitt und der gleichen Obermaterialmenge hergestellt wie der 350er (und wahrscheinlich der 250er un der 450er auch!). Das bedeutet, dass beim 150er die Daunen sehr viel Platz haben und dadurch mit den Kielen leicht durch das Obermaterial stechen können.

Die Verschlussmöglichkeiten am oberen Ende des Quilts: Spannschnur und Schnalle. Braucht man nur, wenn es wirklich zieht!


Der Quilt 350 ist Baugleich mit dem 150er, nur dass er eben mehr Daunenfüllung hat. 

Cumulus gibt eine Komforttemperatur von 2 Grad an. Meiner Erfahrung nach schläft man auch bei knapp unter Null nur im T-Shirt noch bestens. Hier haben wir es mit einer 2-Jahreszeitendecke zu tun: super in Frühling und Herbst, aber viel zu warm im Sommer.

Der Cumulus Quilt 350. In der Fußbox sind zu viele Daunen.


Wie schon oben erwähnt, hat es sich Cumulus anscheinend leicht gemacht und für den 350er Quilt das gleiche Schnittmuster wie für den 150er gewählt. Das bedeutet hier, dass der Quilt ganz schön vollgestopft ist. Daunen können so so gut wie nicht mehr austreten.

Aber: Die Daunenkammern sind - vor allem in der Fußbox- so prall gefüllt, dass sich die Daunen gar nicht richtig entfalten können. Hier geht viel Wärmeleistung verloren. Etwas weniger Daune würde sicherlich die gleiche Wärmeleistung bringen. Oder anders herum: die gleiche Menge Daune in einer etwas weiter geschnitteneren  Fußbox würde auch bei weit unter Null Grad ausreichend warm machen.

Auch hier wieder ein freier Rücken, diesmal mit den Spannschnüren. Man kann die übervolle Befüllung der Quiltkammern gut erkennen.


Fazit:

Cumulus liefert hier zwei relativ günstige, hochwertige und superleichte Quilts ab. Wie schon im Vergleich Western Mountaineering- Cumulus Panyam stellt sich auch hier heraus, dass Cumulus manchmal Probleme mit den Details hat.

Das gleiche Schnittmuster für einen 150 Gramm und einen 350 Gramm Quilt zu verwenden, mag zwar für die Produktion einfach und naheliegend sein, in der Outdoorpraxis zeigen sich aber  für den Nutzer große Nachteile. Im einen Quilt zu wenig Daune, so dass sie sich schnell durch das Obermaterial drückt, im anderen Quilt viel zu viel Daune, so dass Wärmepotenzial verschenkt wird.

Vermutlich hat der 250er Quilt genau die richtige Füllmenge für den Stoff!

Schlafsäcke haben das Problem, dass sie eigentlich nur bei  Komfortemperatur zu gebrauchen sind. Ansonsten sind sie zu warm oder zu kalt. Die beiden Quilts sind etwas variabler, da man sie bei wärmeren Temperaturen noch gut lüften kann. 

So richtig kann ich keinen der beiden Quilts empfehlen. Ich verwende weiter den viel variableren Cumulus Komforter.



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