Freitag, 26. Februar 2016

Gear Review: Das HMG 4400 Windrider Pack. Perfekter Tragekomfort mit handwerklichen Mängeln

Unter der Rubrik Light isn't always bright habe


ich (Matthias) schon einmal über meine Erfahrungen mit UL-Rucksäcken gesprochen. Namentlich handelte es sich um den Gossamer Gear Murmur, den Gossamer Gear Gorilla mit Hüftgurt und Gestänge sowie zwei Modelle von Six Moon Designs, die heute nicht mehr produziert werden, aber dem GG Gorilla ganz ähnlich sind. 

Das ständige Rutschen des Ruchsacks auf dem Rücken und das daraus resultierende Nachjustieren des Hüftgurtes und der Tragegurte hat mich schon immer genervt. Das Problem trat erst bei höherer Zuladung, also ab ungefähr 10 Kg auf. Für mich war es aber normal, da ich beim Rucksack viel Gewicht sparen konnte und so nahm ich das in Kauf. 




Als ich noch ein Milchreisbubi war, trug ich große Rucksäcke von Deuter und Lowe. Den Lowe habe ich noch im Keller. Jedes Mal, wenn ich das 50 Liter Teil in die Hand nehme, denke ich, da wäre noch etwas drin, was rausgeräumt werden müsste. Denkste! Der Rucksack ist so leer wie mein Portemonnaie nach einem Einkauf bei HMG!  

Die traditionellen Backpacks, wie man sie überall zu kaufen bekommt, waren und sind unverschämt schwer. Ruckzuck addiert sich mit der traditionellen Ausrüstung ein Gewicht, das mit Nahrungsmitteln gerne auf an die 30 Kg anschwillt. Ist so ähnlich, wie wenn Du auf Deinem Rücken zwei Getränkekästen mit Glasflaschen durch die Landschaft trägst!

Jeder kann sich vorstellen, dass eine Wanderung mit solch einem Monster auf den Rücken keinen Spaß macht und zweitens die Gesundheit gefährdet. Und trotzdem tuen sich Jahr für Jahr unzählige Wanderer diese Strapazen an.

Einen Vorteil haben diese Rucksackmonster gegenüber den UL-Rucksäcken:
 
Die Last lässt sich tragen, weil sie über ein Tragesystem verfügen. Hüftgurt, Rückenplatte und Schultergurte bilden eine Einheit. Das Gepäck verrutscht nicht und der Löwenanteil des Gewichtes wird auf die Hüften verlagert. Das alles macht das Wandern damit aber trotzdem nicht angenehm.

Der HMG Windrider verbindet die Vorteile eines UL-Rucksacks (also wenig Gewicht) mit denen der tradi-tionellen Rucksäcke (sprich ein vernünftiges Tragesystem).

Wiegt ein Gossamer Gear Gorilla je nach Größe und Ausstattung zwischen 500 und 600 Gramm, reißt der Windrider (in meinem Fall Rückengröße L) mit 1050 Gramm locker die UL-Marke. Doppelt so schwer und doppelt so teuer!

Warum der HMG Windrider trotzdem Sinn macht, erfahrt Ihr hier:

Den Rucksack habe ich mir von meinem mühsam verdienten Geld selbst im Packraftingstore gekauft. Damals war er noch 30 € billiger! Getestet habe ich ihn drei Wochen lang im schwedischen Sommer (Lappland und Upplandsleden) sowie eine Woche in der Pfalz im Winter bzw. Frühjahr.

HMG produziert das Pack in vier verschiedenen Größen, somit müsste für Jede und Jeden etwas dabei sein.

Den Rucksack gibt es in drei verschiedenen Volumenvarianten: 2400 (ca. 40 L), 3400 (ca. 55 L) und 4400 (ca. 70 L). Ich habe mich für die 70 Liter Variante entschieden. Ausschlaggenbend war das minimale Mehrgewicht gegenüber den kleineren Packs und die Volumenreserve z. B. für eine Synthetikausstattung anstelle Daune und / oder Nahrungsmittel.

Entlang des Upplandslleden. Hier sieht man ganz gut, wie rießig das Hauptfach des Windrider ist. Im Vergleich dazu das Big Agnes Copper Spur.


Der Rucksack wir doft als nahezu wasserdicht  angepriesen. Das Cuben-Material nimmt wie eine klassische Plastiktüte kein Wasser auf und wird im Laufe der (verregneten) Wanderung kein Gramm schwerer. Ein eindeutiger Pluspunkt!
Die Schwachstellen bilden wie immer die Nähte und die sind vom Werk aus abgetapet. Damit ist der Rucksack nahezu wasserdicht, wenn da nicht die Öffnung für das Trinksystem wäre. Diese kann man per Klett verschliessen.

Absolut Wasserdicht ist der Rucksack nicht, aber zum Wandern mehr als genug wasserdicht.

Da Cuben extrem reißfest, aber anfällig für spitze Steine usw. ist, wurde der gesamte Bodenbereich des Rucksacks mit Nylon verstärkt. Um die Ableitung von Regenwasser aus diesem doppelten Boden zu ermöglichen, hat HMG links und rechts zwei Ösen angebracht.

Die handwerklichen Mängel

Bei meinem ersten Rucksack war eine dieser Ösen schon herausgefallen. Ich habe ihn zurück geschickt und auch prompt einen neuen, diesmal fehlerfreien Rucksack, erhalten.

Diese Öse war bei meinem ersten Rucksack schon herausgefallen. Sie dient der Entwässerung des doppelten Bodens.


Nach einer Woche Wanderung war der Klettverschluss des Hauptfaches schon lädiert. Das Klettband war so jämmerlich angenäht, dass ich es mit Sekundenkleber flicken musste. Es hält bis heute.

Der Klettverschluss des Hauptfaches hat sich schon nach einer Woche gelöst, konnte mit Sekundenkleber aber wieder repariert werden.


Nach vier Wochen Gebrauch musste ich feststellen, dass sich die Tapes für die Nähte im Hauptfach (nicht alle!) langsam ablösen. Auch hier hilft wieder der Sekundenkleber.

Ich hatte in meiner ganzen Laufbahn noch nie einen Rucksack mit solchen Mängeln. Es mag sein, dass ich "Montagsmodelle" erwischt habe. Aber zu dem Preis wünsche ich mir schon eine bessere Verarbeitungsqualität!

Nun bin ich mal gespannt, ob sich der Rucksack in Zukunft noch weiter auflöst oder ob er längere Touren übersteht. Ich werde berichten.

Der Tragekomfort

Perfekt. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Das Tragesystem aus Hüftgurt, Schultergurten, und Rückenteil bildet eine Einheit, die das Gewicht hervorragend auf die Hüfte verteilt. Den Hüftgurt ist aus relativ festem Schaummaterial, so dass man ihn so gut justieren kann, dass einem bei hoher Zuladung auch nicht die Atemluft wegbleibt. Die Schultergurte sind eigentlich nur dazu da, zu verhindern, dass der Rucksack nach hinten kippt. Sie tragen kaum eine Last. Der Rucksack rutscht einem nicht über die Hüften auf den Hintern, wie ich das bei meinen UL-Modellen erfahren musste.

Rückenplatte, Hüftgurt und Schultergurte bilden eine feste Einheit. Sie verlagert das Gewicht stabil auf die Hüften. Kein Gepäck drückt aus dem Rucksack auf den Rücken. Den blauen Trinkflaschenhalter habe ich von einem anderen Rucksack übernommen.


Der Rucksack passt wie angegossen und trägt sich mühelos bei einem Gewicht von ca. 15 Kg. Kein Verrutschen, kein Nachjustieren. Das Gepäck drückt nicht in den Rücken, da die Rückenplatte fest ist. Klasse!

Und sonst noch so

Das Pack hat keine Lastenkontrollriemen. Das hat mich am Anfang am meisten erstaunt. Aber ich habe sie - im Gegensatz zumeinen UL-Packs - nie vermisst. Der Rucksack schwankt nicht und das Gewicht ist immer nahe am Körper, zuletzt dank des ausgeklügelten Kompressionsriemensystems.

Große Netzaussentaschen und viele Kompressionsriemen.


Drei große Netzaussentaschen, zwei Hüftgurttaschen, eine große Innentasche und tausend Befestigungsmöglichkeiten runden das Bild ab. 


Das Rückenteil ist immer steif, fest und gerade. Es trägt erheblich zum Tragevergnügen bei!


Übrigens: das weiße Cuben wird nicht lange weiß bleiben. Ist vielleicht die falsche Farbe für Outdoorsportarten.

Wer einen leichten (nicht ultraleichten) Rucksack sucht, mit dem er / sie alles bequem durch die Landschaft tragen kann, ist hier genau richtig.

Nachteile sind der hohe Preis und die mangelhafte Verarbeitung.

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